Eine dieser vielversprechenden Lösungen könnte künftig im wahrsten Sinne des Wortes über unseren Köpfen schweben – urbane Seilbahnen. Gefördert vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV), aktuell unter Leitung von Verkehrsminister Dr. Volker Wissing, rückt dieser alternative Verkehrsträger stärker in den Fokus der Betrachtung.
Mit dem im Jahr 2022 veröffentlichten Leitfaden „Urbane Seilbahnen im öffentlichen Nahverkehr“ zeigt das BMDV Kommunen und Verkehrsunternehmen konkrete Schritte auf, wie Seilbahnen als nachhaltiges Mobilitätsangebot künftig umgesetzt werden können. Ziel des Leitfadens ist es, einen nationalen Standard für den Bau und Betrieb von urbanen Seilbahnen zu schaffen. In Deutschland gibt es zwar bisher nur wenige Beispiele für den Einsatz von Seilbahnen in städtischen Umgebungen, doch das vorhandene Potenzial ist enorm. Die bisher einzige Stadtseilbahn Deutschlands wurde 2011 in Koblenz anlässlich der Bundesgartenschau errichtet. Städte wie Wuppertal, München, Hamburg und Bonn haben bereits über den Einsatz von Seilbahnsystemen diskutiert. Doch was macht diese Technologie so interessant – auch für die MEO-Region?
Cable Car World: Die Seilbahnmesse aus Essen
Essen hat sich als Vorreiter in der Diskussion um urbane Seilbahnen positioniert. Mit der Cable Car World findet hier die weltweit erste Fachmesse für urbane Seilbahnen statt. Dominik Berndt, Geschäftsführer der Cable Car World GmbH und gebürtiger Essener, hat mit Unterstützung der IHK zu Essen die Initiative ergriffen, diese wegweisende Messe in seiner Heimatstadt zu etablieren und Essen als Standort dafür auszuwählen. Bereits bei ihrer Premiere im Jahr 2022 lieferte die Veranstaltung wertvolle Impulse für die Planung und Umsetzung von urbanen Mobilitätsprojekten. Auch in diesem Jahr fand die alle zwei Jahre stattfindende Kongressmesse großes Interesse. Mit der Cable Car World hat sich Essen somit als Zentrum für den fachlichen Austausch und globalen Meeting-Point für Interessierte dieser Technologie etabliert. Experten aus aller Welt treffen sich, um Chancen und Perspektiven urbaner Seilbahnsysteme zu diskutieren.
Seilbahnen als Lösung für urbane Mobilitätsprobleme
Während sich der Verkehr auf Straßen und Schienen zunehmend staut, bieten Seilbahnen eine spannende „Plus-Eins-Ebene“. Sie bewegen sich oberhalb des städtischen Verkehrs und bieten somit eine neue Dimension der Mobilität. In vielen Metropolen weltweit – von La Paz über Bogotá bis nach New York – sind Seilbahnen bereits erfolgreich im Einsatz. Sie bewältigen nicht nur geografische Hindernisse wie Flüsse oder Täler, sondern entlasten auch stark befahrene Straßen und schaffen direkte Verbindungen zwischen zentralen Verkehrsknotenpunkten.
Ein großer Vorteil urbaner Seilbahnen ist der vergleichsweise geringe Platzbedarf. Während für Straßen- und Schienenverkehr umfangreiche Bauarbeiten notwendig sind, benötigen Seilbahnen lediglich Raum für Stützen und Stationen. Darüber hinaus sind die Bau- und Betriebskosten oft geringer als bei traditionellen Verkehrssystemen, was Seilbahnen zu einer wirtschaftlichen und umweltschonenden Alternative macht.
Bisher hat Deutschland nur wenig Erfahrung mit urbanen Seilbahnen gesammelt. Die bisher einzige Stadtseilbahn Deutschlands wurde 2011 in Koblenz anlässlich der Bundesgartenschau errichtet.
Könnten Seilbahnen auch in der MEO-Region Realität werden?
Die Vorteile urbaner Seilbahnen liegen auf der Hand: Sie sind flexibel, kostengünstig, umweltfreundlich und bieten die Möglichkeit, bestehende Verkehrssysteme zu ergänzen. Doch wie sieht es in der MEO-Region – Mülheim, Essen und Oberhausen – aus? Hier stellen Flüsse wie die Ruhr, sowie dichte urbane Bebauung, potenzielle Herausforderungen für den Ausbau konventioneller Verkehrswege dar. Seilbahnen könnten an dieser Stelle eine wichtige Rolle spielen, indem sie städtische Zentren, Gewerbegebiete und wichtige Verkehrsknotenpunkte miteinander verbinden.
Ein Blick in die Zukunft
Die Frage, ob wir bald urbane Seilbahnen am Himmel der MEO-Region erblicken werden, ist offen. Doch der Trend hin zu innovativen Mobilitätslösungen ist eindeutig. Seilbahnen bieten eine attraktive Alternative zum „klassischen“ Verkehr und könnten in Zeiten des Klimawandels und der notwendigen Verkehrswende ein Schlüssel zur Lösung urbaner Mobilitätsprobleme sein. Die Region MEO könnte hier – unterstützt durch das Know-how aus Essen und der Cable Car World – eine Vorreiterrolle einnehmen. Die Städte sind gut beraten, die Möglichkeiten einer Seilbahnverbindung als Teil eines zukunftsfähigen, multimodalen Verkehrssystems zu prüfen.
Doch was bedeutet das für die Region Mülheim, Essen und Oberhausen (MEO)? Angesichts der zunehmenden Verkehrsprobleme und der notwendigen Klimaziele stellt sich die Frage, ob urbane Seilbahnen auch hier Teil der Lösung sein könnten. Die Antwort darauf bleibt offen. Sicher ist jedoch, dass die Region in den kommenden Jahren innovative Mobilitätslösungen benötigen wird, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden.
Eine Seilbahn über den MEO-Himmel? Vielleicht gleiten wir schon bald über den Dächern von Mülheim, Essen und Oberhausen und erleben eine ganz neue Art der Fortbewegung – eine zwischen Himmel und Erde.