Aus der Elternzeit in die Selbständigkeit
Eigentlich ist Jasmin Niebling noch in Elternzeit, aber die Idee war da und so hat sie sich getraut den Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen: „Ich hatte schon immer Lust etwas Eigenes auf die Beine zu stellen und so bin ich mit viel Unterstützung aus meiner Familie einfach gestartet“, sagt sie. Ihr Vater und ihr Bruder helfen beim Ausfahren, ihre Mutter packt mit ihr die liebevoll arrangierten Biokisten. Die Lieferung erfolgt in grünen oder blauen Boxen, je nachdem, ob die Ware gekühlt werden muss oder nicht. Die Produkte selbst sind lose in Papiertüten verpackt. „Wie man das früher aus dem Kaufladen kennt“, lacht Jasmin Niebling. Die Kisten werden dann bei der nächsten Lieferung wieder ausgetauscht, so dass kein Müll entsteht. Im Online-Shop gibt es alles, was die regionalen Hofmärkte gerade anbieten – je nach Saison. „Trotzdem kann man bei uns auch Bananen kaufen und im Winter Tomaten – aber die kommen dann von Herstellern, die ich gründlich recherchiert habe. Mit fairen Arbeitsbedingungen und ohne Pestizide.“
Und das Unternehmen wächst: „Wir sind zu Beginn des Ukrainekriegs und im Corona-Abschwung gestartet, das hat sicher alles etwas verlangsamt, aber wir werden größer“, freut sich Jasmin Niebling.
Noch regionaler: Umzug auf den Oberschuirshof
Gerade gibt es besondere Neuigkeiten: Das Unternehmen zieht auf den Oberschuirshof im Essener Süden um! „Die Partnerschaft passt perfekt. Wir können die Kühlsysteme des Hofs nutzen und haben viel mehr Platz. Der Bauer Nikolas Weber vertreibt seine Lebensmittel ab sofort über unser System und kann somit seinen Kunden einen Lieferservice anbieten.“
Ihre Marke kann nun bekannter werden: Durch den großen Publikumsverkehr auf dem Oberschuirshof lernen die Kunden Wilma & Willi kennen und auch durch die Feldfreunde kann die Gründerin neue Zielgruppen erschließen. „Das Projekt gehört auch zum Oberschuirshof“, erklärt sie. „Hier kann man sich ein Stück Feld mieten und Kräuter und sein eigenes Obst und Gemüse pflanzen und ernten. Besonders für Familien mit Kindern ist es interessant zu sehen, wie und wann etwas wächst.“ Auch beim geplanten Hoffest am letzten September-Wochenende wird Wilma & Willi vertreten sein und sich den Besuchern vorstellen.
Durch die Kooperation bricht das junge Unternehmen mit seiner eigenen Regel nur bio zu verkaufen; der Hof ist nicht zertifiziert. „Trotzdem sind die Produkte erstklassig und jeder kann kommen und sich den Hof ansehen. Alles ist komplett transparent, einen größeren Qualitätsbeweis kann es nicht geben“, stellt Jasmin Niebling fest. Dazu kommt, dass die nicht-bio-zertifizierten Produkte auch für einen kleineren Geldbeutel attraktiver sind.
Bio im Kindergarten
Auch immer mehr Kindergärten nutzen das Angebot von Wilma & Willi und lassen sich Biokisten mit Obst, Gemüse und z. B. Müsli liefern. Für Jasmin Niebling bedeutet das eine größere Planungssicherheit und damit die Chance, ihr Sortiment zu erweitern. So hat sie lange zum Thema Milch recherchiert, bis sie in Hattingen einen Hof gefunden hat, der müttergebundene Milch und auch Käse anbietet. „Das bedeutet, dass das Kalb nicht am Tag der Geburt von seiner Mutter getrennt wird und die eigentlich für es gedachte Milch auch selbst trinken darf. Der Bauer verkauft nur einen Teil der Milch der Mutterkuh“, erklärt die Chefin. Um geschnittenen Käse frisch zu verkaufen ist eigentlich ein eigener Schnittraum notwendig. Aber auch hier gab es eine gute Lösung: Der Käse wird auf dem inklusiven Hof nach dem Bestellungseingang bei Wilma und Willi geschnitten; eine Win-Win-Situation für Jasmin Niebling und die dort beschäftigten Menschen.
Das Unternehmen bietet auch Fleisch an – ausschließlich von einem Essener Bio-Metzger. „Meine Großeltern hatten eine kleine Metzgerei in Katernberg – der Handel mit Lebensmitteln wurde mir also quasi in die Wiege gelegt“, stellt die Unternehmerin fest. „Ich weiß, worauf es bei gutem Fleisch ankommt und es ist mir wichtig zu wissen, wo und wie das Schwein gelebt hat, bevor es geschlachtet wurde.“ Nicht nur der Unternehmensgegenstand auch der Name ihres Unternehmens stammt von ihren Großeltern. „Allerdings muss ich fairerweise sagen, dass es Oma und Opa von der anderen Seite waren. Marianne und Horst klang einfach nicht so gut wie Wilma und Willi“, lacht sie.
Noch mehr Regionalität für die Zukunft
Und für die Zukunft? Neben dem Angebot für die Belieferung der Kitas liefert Wilma & Willi seit Kurzem auch regionale und Bio-Bürokisten zu Unternehmen, in Praxen oder Werkstätten. „Was uns von Mitbewerbern abhebt, ist die Tatsache, dass wir damit der einzige Lieferdienst hier in der Region sind, der auf einem Bauernhof beheimatet ist und in Essen angebautes Obst an Essener Unternehmen liefert. Nachhaltiger geht es nicht.“, so die Gründerin.
„Es gab sogar schon einmal ein Übernahmeangebot für mein Unternehmen, aber ich habe abgelehnt. Ich arbeite gerne selbstständig und möchte meine Marke selbst weiterentwickeln“, sagt Jasmin Niebling. „Ich möchte mein Team weiter ausbauen und werde demnächst weitere Helferinnen und Helfer zum Ausliefern und Verpacken einstellen.“ Für den Online-Auftritt und Social Media hatte sie schon immer Unterstützung einer Webdesignerin, die auch die Gestaltung der Flyer und Nettigkeiten in den Biokisten übernimmt. „Wir haben auf dem Oberschuirshof mehr Platz und können mehr Aufträge annehmen, jetzt kann nicht nur das Unternehmen, sondern auch das Team wachsen.“
»Wir sind der einzige Lieferdienst in der Region sind, der auf einem Bauernhof beheimatet ist und in Essen angebautes Obst an Essener Unternehmen liefert. Nachhaltiger geht es nicht.«
Niebling, Jasmin
Geschäftsführerin
Wilma & Willi
Noch mehr regionale Unternehmen
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