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Wie Kühltechnik Schirmacher die „ziemlich perfekte“ Nachfolge gelang

Axel Schirmacher spricht von einem „Glücksfall“ und wirkt dabei tiefenentspannt. Seit drei Jahren befindet sich der Essener im Vorruhestand. Die Geschäfte von Kühllagertechnik Schirmacher – kurz: KTS – führt seitdem David Klaus.

Eine gescheiterte Nachfolge als Ausgangspunkt

Auch der 29-Jährige wüsste nicht, was bei der Regelung der Nachfolge hätte besser laufen können. Ok, da gab es eine gewisse Pandemie, die den Prozess zwischendurch ins Stocken brachte. Für die globalen Umstände kann letztlich keiner was. Davon ab, sind sich beide einig, sei „alles ziemlich perfekt gelaufen.“ Finden auch andere – weswegen Axel Schirmacher und David Klaus für den diesjährigen Nachfolgepreis.NRW nominiert sind. Doch der Reihe nach. KTS kümmert sich um die Planung und (Um-)Bau von Kühllagern. Abnehmer sind Großküchen, Speditionen, Pharmaziebetriebe und vor allem der Lebensmitteleinzelhandel. Bei der Ausführung der Dämm- und Isolierarbeiten greift KTS auf bewährte Partner zurück – eine Praxis, die gleich nochmal wichtig wird. Dass Axel Schirmacher im Jahre 2002 ein Unternehmen gründete, war nicht geplant. Zumindest nicht von langer Hand. Eigentlich sollte er selbst die Nachfolge in einem Betrieb für Kühllagertechnik antreten. „Das hat aber nicht geklappt“, berichtet der studierte Architekt. Der Eigentümer habe schlecht loslassen können. Nach der Trennung fing er mit KTS bei null an.

Ein Schülerjob als Empfehlung für (viel) mehr

Mit viel Beharrlichkeit baute er das Unternehmen auf – dem Erfolg kam sicherlich zugute, dass die Kühllagertechnik ein echtes Spezialgewerk ist. Von Burgaltendorf aus steuert KTS jährlich um die 70 Projekte in ganz Deutschland, mit Schwerpunkt in Nordrhein-Westfalen. Betritt man einen Supermarkt in Essen, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Funktionalität der Kühlräume durch den Fachbetrieb an der Kohlenstraße gewährleistet wurde.

Einen Beitrag hierzu hat David Klaus geleistet. Er ist noch keine 30, und doch seit bereits einem Jahrzehnt ein fester wie wichtiger Bestandteil von KTS. Er und Axel Schirmacher kennen sich sogar noch länger – Klaus‘ Vater führte bereits Arbeiten für Axel Schirmacher aus, als der noch angestellt war. Um sich etwas dazu zu verdienen, jobbte David Klaus als Schüler für KTS, half auf Baustellen mit, machte sich im Büro nützlich. „Axel hat mir sehr früh großes Vertrauen entgegengebracht“, erinnert er sich. Axel Schirmacher hingegen fand „dass er sich sehr gut macht. Er war von Beginn an sehr engagiert und zuverlässig“.

Vertrauen als wichtige Voraussetzung

Beste Voraussetzungen für eine weitere Zusammenarbeit also. Nach dem Abitur nahm Klaus eine Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement auf – und zwar bei KTS. Schirmacher bildete zum ersten Mal überhaupt aus. Dass er dabei bereits seinen Nachfolger aufbaute, habe er freilich nicht geahnt. Das kam später: „Irgendwann habe ich mal gesagt: ‚Du, David, ich mache das hier nicht bis zum Sankt Nimmerleinstag‘.“

Klaus‘ Reaktion? „Ich habe geschmunzelt“. Was zunächst wie ein Flachs ankam, wurde bald schon sehr konkret. „Wir waren uns einig: Wenn wir das machen, dann David zu 100 Prozent – und ich zu null Prozent“, sagt Axel Schirmacher. Schließlich hatte er ja am eigenen Leib erfahren, wie eine Geschäftsübergabe besser nicht laufen sollte.

Da war David Klaus 25 Jahre jung. Aber bereits eine umsatztragende Stütze im Unternehmen. Er führt das darauf zurück, dass er sich früh habe freischwimmen können: „Schon beim zweiten oder dritten Kundentermin hat Axel mich die Verhandlungen führen lassen“. Der Mentor reicht das Lob an den Schüler weiter: „Wenn David ein Angebot kalkuliert hat, dann habe ich mir nicht nochmal alles durchgelesen. Da konnte ich mich stets verlassen.“

Corona verzögerte den Prozess nur kurz

Vertrauen spielte auch bei der formalen Übergabe eine wichtige Rolle. Schirmacher gewährte Klaus einen Kredit zur Teilfinanzierung, um den Banken zu signalisieren: „Der packt das!“ Die Verträge waren unterschriftsreif, da grätschte Corona dazwischen. „Wir mussten nochmal auf die Bremse treten“, so Klaus. Schirmacher ergänzt: „2020 wusste keiner wie sich das entwickelt. David stand davor, sich in finanzielle Abhängigkeit zu begeben. Außerdem wollte ich mit ihm und seinem Vater ja noch ein Bier trinken können.“

Die Übergabe wurde schließlich im Sommer 2021 vollzogen. Und auch das mit dem Bierchen funktioniere ganz hervorragend. Wenn sie sich treffen, dann reden sie nur kurz über die Arbeit. „Wenn es mit einem Auftrag geklappt hat, dann freue ich mich“, ist der Geschäftsführer a. D. zufrieden. Auch David Klaus ist froh, in jungen Jahren Verantwortung übernommen zu haben: „Man darf nicht blauäugig sein, sondern sollte realistisch einschätzen, was man kann – und dann einfach machen. Ich glaube, dann wird am Ende auch alles gut.“

Patrick Torma

Verfasst von:
Patrick Torma

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