Individueller Tagesablauf
Dabei hat die Essenerin einen sehr individuellen Tagesablauf: Zunächst wird der Auftrag erteilt und dann fängt auch schon die Recherche an. In welcher Lage liegt das Grundstück? Gibt es bei einem Einfamilienhaus eine Grundschule oder einen Spielplatz in der Nähe? Im Gegensatz dazu braucht ein Industriestandort eine gute Verkehrsanbindung – im besten Fall liegt er direkt an einer Autobahnzufahrt. „Oft gibt es dann noch eine Besichtigung mit verschiedenen Parteien, die dann ihre eigenen Eindrücke schildern können. Es ist nicht immer ganz einfach, da es sich hier um subjektive Meinungen handelt. Meine Aufgabe ist dann wiederum dies für die Allgemeinheit gültig zu machen. So entsteht dann nach und nach ein Gutachten.“
Überregionale Projekte
Die Grundstücke liegen oftmals in ihrem nahen Umfeld, aber es gab auch schon überregionale Projekte, wie beispielsweise die gründe Zitadelle in Magdeburg – für Sabine Berchem ein ganz besonderes Objekt: „Das war mein absolutes Highlight, aber auch eine große Herausforderung. Neben einem Hotel sind in dem Gebäude auch Einkaufsläden, Büros, Wohnungen und ein Kindergarten untergebracht. Daher habe ich die Besichtigung aufgeteilt und begann mit der Umgebung.
Anschließend habe ich im Hotel übernachtet, um den Service und die Zimmer zu beurteilen und dann den Rest besichtigen.“ Zum gesamten Prozess zählt auch die Arbeit, die die Sachverständige vorab erledigt: Recherchen über die Geschichte und Umgebung oder Telefonate mit den Beteiligten, um weitere Infos einzuholen. Aber genau das ist es, was der Essenerin Spaß macht: „Man lernt viele verschiedene Menschen und ihre Arbeitsabläufe kennen. Dadurch gestaltet sich mein Arbeitsalltag so vielfältig und darum mache ich meinen Job so gerne.“
»Man lernt viele verschiedene Menschen und ihre Arbeitsabläufe kennen.«
Arbeit in Ausschüssen transparenter gestalten
Die Kunden setzen sich bei der gelernten Architektin aber nicht nur aus Privatpersonen oder Firmen zusammen. Auch das Finanzamt fordert schonmal eine Immobilienbewertung: „In solchen Fällen geht es dann um Themen wie Erbschafts- oder Grunderwerbssteuer. Es gibt aber auch Unternehmen, die Grundstücke aus dem Privatvermögen in das Geschäftsvermögen aufnehmen möchten.“
Sabine Berchem war zunächst gar nicht bewusst, dass sie einmal als Sachverständige arbeiten möchte. Zunächst hat sie in verschiedenen Architekturbüros gearbeitet und wurde vor einigen Jahren von der Stadt Essen gefragt, ob sie Lust hätte, im Gutachterausschuss als ehrenamtliches Mitglied zu arbeiten. „Das Angebot habe ich sehr gerne angenommen. Es ist ein Mix aus Menschen, die in verschiedenen Branchen, aber alle im Sachverständigenwesen, arbeiten. Da tauschen sich beispielsweise Rechtsanwälte mit Architekten aus. Dies hat man im Ehrenamt eher seltener“, erzählt Sabine Berchem.
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So richtig aufmerksam auf den Beruf der Sachverständigen ist sie dann durch ihren Vater geworden. Sie hat ihn aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen zu einigen Termine begleitet und so dann mit der Zeit entschieden, dass sie auch Immobiliensachverständige werden möchte.
Die Unternehmerin ist seit einigen Jahren neben ihrem Job auch Vorsitzende des IHK-Sachverständigenausschuss. Sie wurde durch einen Arbeitskollegen auf die IHK-Arbeit aufmerksam und hat direkt Gefallen daran gefunden: „Ich finde so ein Netzwerk unheimlich interessant. Umso wichtiger ist es, unsere Aufgaben und auch die Arbeit in Ausschüssen noch transparenter zu gestalten. Je mehr Mitglieder wir haben, desto größer und vielfältiger ist der Austausch.“
