„Die Verkehrswende braucht dringend Menschen, die dazu in der Lage sind, sie zu gestalten.“
Professor Bruns, den Bachelorstudiengang Mobilitätsmanagement gibt es an Ihrer Hochschule RheinMain nun seit 2016. Warum erschien Ihnen das damals notwendig?
Prof. André Bruns: Ganz einfach: Uns fehlen die Fachleute, um die Verkehrswende gestalten zu können, und es gab keine spezifische Ausbildung. Das Themenfeld Mobilität ist sehr interdisziplinär und umfasst viel mehr Fragen, als sie Geografen, Verkehrswissenschaftler oder Wirtschaftswissenschaftler allein lösen könnten. Wie entsteht Mobilität? Was beeinflusst unser Mobilitätsverhalten? Wie entwerfe und plane ich Verkehrsangebote? Wie sieht eine gute Straße aus? Wie plane ich ÖPNV, wie wird das bei Gemeinden geplant? Wie implementiere ich das auf die Unternehmensseite? Wie kommuniziere ich mit den sehr verschiedenen Stakeholdern? Es braucht Expert:innen, die in der Lage sind, alle diese Bereiche zu beleuchten und Antworten auf diese komplexen Fragen zu finden.
Gab es Widerstände/Kritik?
Da müssten Sie eigentlich Volker Blees (Anm. d. Red.: Professor der Hochschule RheinMain) fragen, er hat den Antrag damals eingereicht – ich kam erst später dazu. Aber soweit ich weiß, gab es gar keine Widerstände. Warum auch? Die Verkehrswende braucht dringend Menschen, die dazu in der Lage sind, sie zu gestalten. Wir bekommen wöchentlich Zusendungen und Anfragen von Unternehmen, die dringend Mitarbeitende für dieses Thema suchen. Ein Kollege hat es neulich treffend zusammengefasst: „Wir haben eigentlich alles. Die Menschen wollen es, die Politik will es, das Geld ist da – aber es fehlen die Leute, die es machen.“
Deshalb auch die Bachelorausbildung? Damit die Leute schnell in die Praxis kommen?
Richtig. Wobei es zum nächsten Semester auch einen Masterstudiengang gibt. Hier legen wir einen vertiefenden Schwerpunkt auf die für eine Mobilitätswende relevanten Kompetenzen. Denn so sehr wir Fachleute für die Praxis benötigen, auch die Forschung muss vorangetrieben und Führungskräfte ausgebildet werden. Das Thema wird uns nie wieder loslassen. Lösungen, wie man nachhaltig mobil sein kann, wird ein Dauerthema sein – auch international.
Was ist das Besondere an Ihrem Studiengang? Und für wen eignet er sich?
Ich finde Ingenieurstudiengänge immer großartig, weil man sich dabei immer um die Gestaltung der Zukunft bemüht. Hier gilt dies insbesondere auch im Sinne einer nachhaltigen Perspektive, was den Studiengang noch relevanter macht. Und er ist besonders für Menschen mit breitem Interesse geeignet. Bei uns findet man weniger die Mathe-Cracks als die Generalisten. Das entspricht auch der Breite des späteren Handlungsfeldes, was oft unterschätzt wird. Unsere Absolventen können zur Bahn gehen, auf Unternehmensseite arbeiten, in Kommunen tätig werden genauso wie für Verkehrsplanung, Unternehmensberatungen, Architekturbüros etc.
Was ist das Besondere an Ihrem Studiengang? Und für wen eignet er sich?
Ich finde Ingenieurstudiengänge immer großartig, weil man sich dabei immer um die Gestaltung der Zukunft bemüht. Hier gilt dies insbesondere auch im Sinne einer nachhaltigen Perspektive, was den Studiengang noch relevanter macht. Und er ist besonders für Menschen mit breitem Interesse geeignet. Bei uns findet man weniger die Mathe-Cracks als die Generalisten. Das entspricht auch der Breite des späteren Handlungsfeldes, was oft unterschätzt wird. Unsere Absolventen können zur Bahn gehen, auf Unternehmensseite arbeiten, in Kommunen tätig werden genauso wie für Verkehrs- planung, Unternehmensberatungen, Architekturbüros etc.
»Lösungen, wie man nachhaltig mobil sein kann, wird ein Dauerthema sein – auch international.«
Welchen Stellenwert nimmt die IHK-Weiterbildung ein?
Für Leute, die bereits nah am Thema gearbeitet haben, ist die Weiterbildung super und das Angebot der IHKs wichtig – vor allem, um Schnittstellen zu schaffen und um Umsetzungs-Know-how in die Unternehmen zu tragen. Unkenntnis wird nämlich häufig zum Showstopper. Da fängt ein Unternehmen motiviert an und scheitert dann an Problemen, die man mit entsprechendem Background einfach hätte lösen können. Fürs Mobilitätsmanagement müssen alle zusammenarbeiten: Standorte, Kommunen, Unternehmen, die Mitarbeitenden etc. pp. Wir brauchen diese Mobilitätsmanager, die wissen, wie die andere Seite spricht, um all diese Parteien abzuholen.