Branchenschwerpunkt "Spielwaren"

Vom Hobby zum Unternehmen

Die Oberhausenerin Ursula Lausberg ist stolz auf ihren Standort: „Ich habe viele Angebote bekommen, aber ich habe meine Wurzeln hier in Oberhausen. Die Menschen hier sind speziell und haben ihr eigenes Strickmuster. Die sind sehr offen und direkt, das gefällt mir. Ich finde nicht nur Oberhausen hat wunderschöne Ecken, sondern eigentlich das gesamte Ruhrgebiet. Irgendwie steht man immer irgendwo im Grünen.“

Ursula Lausbergs Sohn hilft in Teilzeit im Laden mit.

„Angefangen habe ich mit Stricken und Strickkursen“, erzählt Ursula Lausberg. Sie erinnert sich noch, dass sie in den 80ger Jahren von zu Hause aus, auf einer Fläche von 10 qm, ihre ersten Teile gestrickt und verkauft hat. Sie ist gelernte Apothekenhelferin, sehnte sich aber nach einer beruflichen Veränderung. Auf die Idee, sich selbstständig zu machen, brachte sie ihre Familie aus Süddeutschland, die dort einen Handarbeitsladen führte. „Ich habe schon immer gerne gestrickt und es gab damals einen richtigen Strick-Boom. Also habe ich für meine Cousine und meinen Cousin gearbeitet und bin alle 14 Tage nach Süddeutschland gefahren, um meine fertigen Teile abzuliefern“, erzählt die Inhaberin. So machte sie in Oberhausen nach drei Monaten mehr Umsätze für die Verwandtschaft als diese vor Ort.

Plüschtiere, Holzspielzeug, Erzgebirgsartikel und ein Puppendoktor

Nach ihrem ersten Messebesuch erweiterte sie auf Kundennachfrage ihr Sortiment um Naturwäsche und Holzspielzeug und gründete Spielwaren Lausberg in Oberhausen. „Dank der Kunden und der immer steigenden Nachfrage bin ich dann letztendlich auch gewachsen. Nach 2 ½ Jahren Heimtätigkeit bin ich auf die Suche nach einem schönen Ladenlokal gegangen. Zuhause habe ich mich nicht mehr wohlgefühlt, da hatte ich vor lauter Arbeit kein Privatleben mehr“, berichtet Ursula Lausberg. Ihren ersten großen Laden hatte sie im Jahr 1989 und verkaufte Plüschtiere, Holzspielzeug, mechanisches Spielzeug und Erzgebirgsartikeln und bot einen Puppenreparatur-Service an. Seitdem hat sie sich mehrfach vergrößert aber auch wieder verkleinert, wenn die Nachfrage es so hergegeben hat. Seit vier Jahren ist sie heute mit einem kleineren Geschäft an der Langemarkstraße in Oberhausen vertreten. „Wenn man am Markt bleiben möchte, muss man beobachten was den Kunden gefällt und woran sie interessiert sind“, stellt die Chefin fest.

„Nach 2 ½ Jahren Heimarbeit bin ich auf die Suche nach einem schönen Ladenlokal gegangen. Zuhause hatte ich vor lauter Arbeit kein Privatleben mehr“

Stolze Oberhausenerin und Ruhrie

Ängste begleiteten Ursula Lausberg auf dem Weg zur Selbstständig nicht. „Als ich ins erste Ladenlokal zog, war das für mich ein Abenteuer. Ich hatte keine Angst, weil ich ein bisschen gespart hatte und nur das verdiente Geld neu investierte, um einfach zu wachsen. Wenn man mit Angst an eine Sache ran geht, hat man verloren.“

Die Oberhausenerin ist stolz auf ihren Standort: „Ich habe viele Angebote bekommen, aber ich habe meine Wurzeln hier in Oberhausen. Die Menschen hier sind speziell und haben ihr eigenes Strickmuster. Die sind sehr offen und direkt, das gefällt mir. Ich finde nicht nur Oberhausen hat wunderschöne Ecken, sondern eigentlich das gesamte Ruhrgebiet. Irgendwie steht man immer irgendwo im Grünen.“ Der Kundenkreis von Spielwaren Lausberg ist weitläufig: „Unsere Kunden kommen aus dem ganzen Ruhrgebiet und teilweise auch aus den Niederlanden und Belgien. Die kommen ganz gezielt hier her und wissen meistens auch schon, was sie kaufen möchten.“ Die Inhaberin legt viel Wert auf Kommunikation „Wir sprechen viel mit unseren Kunden“, erzählt sie. „Wir haben einen Fragenkatalog für unsere Kunden, womit sie entscheiden können, welche Artikel sie aktuell gut oder eher schlecht finden. Letztendlich empfehlen wir dann aber, was gut für die Kinder ist. Das sagen wir den Eltern oder Großeltern dann aber auch ganz offen und ehrlich“, erklärt Ursula Lausberg.

Mehr Tradition als Trend

Wenn es um die Trends der Branche geht, ist für sie klar: „Wir richten uns nie nach Trends, weil sie mir zu kurzfristig sind. Wir haben hier mehr traditionelle, alteingesessene Sachen.“ Die Inhaberin achtet besonders auf die Qualität und nicht auf den Namen eines Spielzeuges. „Ich habe irgendwann mal für mich beschlossen: Ich verkaufe keine Namen, sondern Qualität! Steckt hinter dem Namen keine gute Qualität, verkaufe ich den Artikel auch nicht.“ Jeder Tag oder jeder neue Mitarbeiter bringt neue Herausforderungen mit sich: „Ob mit oder ohne Corona – man muss immer wieder neue Entscheidungen treffen“, schmunzelt Ursula Lausberg. Neue Lieferanten zu finden und diesen zu vertrauen, gehört zum Beispiel dazu. „Da bin ich manchmal kurz vor dem Verzweifeln, aber dann denke ich mir ‚ich habe schon so Vieles geschafft, da bekomme ich einen Lieferantenwechsel auch gemeistert‘“.

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Ursula Lausberg setzt auf traditionelles Spielzeug.

Corona ist eine große Herausforderung

Die Pandemie ist sicherlich die aktuell größte Herausforderung: Als der zweite Lockdown mitten im Weihnachtsgeschäft anfing, standen noch alle reservierten Artikel von den Kunden im Geschäft. „Ich wusste nicht was ich tun sollte, ob ich wirklich alles verkaufen darf oder nicht“, erklärt sie. Ursula Lausberg fand allerdings eine Alternative: „Ich verkaufe gezwungenermaßen jetzt bei eBay Kleinanzeigen. Ich muss ehrlich sagen: das rettet mich.“ Dabei ist sie auf eine Frau gestoßen, die auf Facebook und YouTube weltweit Kontakte herstellt. „Sie hat mich vorsichtig vorgewarnt und gefragt, ob sie berichten darf, welche Artikel ich habe, ob ich Fotos machen könnte und sie diese weiterleiten darf. Ich habe zugestimmt und muss ehrlich sagen: Es hat keine drei Stunden gedauert bis ich hier gesessen und vor Freude geweint habe. Sie hatte mich vorgewarnt, aber dass man weltweit auf einen Schlag so viele Anfragen bekommt, damit hätte ich nicht gerechnet. Ich habe drei Wochen lang von morgens bis in die Nacht, teilweise bis 4 Uhr morgens, nur im Laden gesessen und den Menschen geantwortet und Ware verpackt“, so die Unternehmerin. Für das Unternehmen war es eine Rettungsaktion, aber ihr fehlte der persönliche Kontakt. Auch gab es Schwierigkeiten: Manchmal haben Kunden große Mengen reserviert und sich dann wieder umentschieden. „Das hat mich verrückt gemacht. Die Aktion rettet mich zwar jetzt, weil da richtig große Warenlieferungen raus gegangen sind, aber Geld ist nicht alles. Ich war zu der Zeit nur sonntags zu Hause, deshalb habe ich mich kurzerhand wieder dagegen entscheiden.“

Kundenkontakt fehlt in der Pandemie am meisten

Fragt man Ursula Lausberg nach ihrem schönsten Erlebnis im Spielwarengeschäft, ist klar: „Da gibt es etliche. Im Prinzip ist jedes Erlebnis mit jedem Kunden etwas Schönes, etwas ganz Besonderes.“ Dennoch gibt es auch ein besonderes Ereignis, das sie nicht vergessen wird. „Die Eltern eines neugeborenen Mädchens kauften ihr eine schöne, aber auch teure Puppe zur Geburt. Wir haben das Mädchen wachsen sehen und sie hat das Püppchen geliebt ohne Ende. Nach ungefähr 20 Jahren kam sie dann mit der kaputten Puppe zu uns und fragte mich, ob wir sie reparieren können. Das habe ich dann auch gemacht.“ Besondere Momente sind für die Inhaberin auch, wenn Kunden im Laden sind, die sie beraten kann oder einfach nur beobachtet. „Der Kundenkontakt ist das, was mir gerade am meisten fehlt“, stellt Lausberg fest.

Das Portrait ist Teil des Branchenschwerpunkts „Spielwaren“. Hier gibt es die weiteren Berichte über Frechdachs, Kinderparadies und Kinderkram & Kinkerlitz.

Weitere Informationen

Alles zu Spielwaren Lausberg gibt es auf der Unternehmenswebsite unter www.spielspassnatuerlich.de.

Yvonne Schumann

Verfasst von:
Yvonne Schumann

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