Ausbildung

Nachwuchs finden und binden

1939 fing bei der Open Grid Europe GmbH alles mit zwei Betriebsschlosser-Azubis an: „Wir sind sehr stolz darauf, schon so lange unseren Nachwuchs selbst auszubilden.

Nachwuchs selbst ausbilden

1939 fing bei der Open Grid Europe GmbH alles mit zwei Betriebsschlosser-Azubis an: „Wir sind sehr stolz darauf, schon so lange unseren Nachwuchs selbst auszubilden. Die Konzepte haben sich seit Beginn immer weiterentwickelt. Neue Berufe und Standorte kamen hinzu, sodass wir mittlerweile deutschlandweit an acht Standorten ausbilden“, berichtet Rainer Postulka, Leiter der technischen Ausbildung und seit über 25 Jahren Prüfer bei der IHK.

Im Schnitt beschäftigt das Unternehmen rund 75 Auszubildende deutschlandweit. Auch die Verträge für den Start im Sommer sind schon fast alle unterschrieben: „Im August beginnen weitere 27 junge Menschen ihre Ausbildung bei uns. Ein bis zwei Stellen in unseren ländlicheren Regionen haben wir noch zu besetzen, aber da bin ich sehr zuversichtlich“, so der Ausbildungsleiter.

Kim Reimann und Rainer Postulka betreuen rund 75 Azubis.

Digitalisierung fand vor Corona statt

Das Unternehmen hat sich schon weit vor Beginn der Pandemie mit dem Thema Digitalisierung auseinandergesetzt. Seit knapp drei Jahren werden die technischen Azubis mit Tablets ausgestattet. Auch für die kaufmännischen Nachwuchskräfte gehört ein eigener Laptop mit Beginn der Ausbildung zur Grundausstattung: „Die Ausbilder und Ausbildungsbeauftragten stehen dank digitaler Kommunikationstools im ständigen Austausch mit den Azubis. Lehrinhalte und Aufgaben können daher ähnlich gut aus dem Homeoffice vermittelt und bearbeitet werden, wie im Unternehmen vor Ort“, erklärt Kim Reimann, Leiterin der kaufmännischen Ausbildung.

Besonders für die Techniker ändert sich der Alltag

Natürlich ist es für die kaufmännischen Auszubildenden im Homeoffice einfacher zu arbeiten als für die Techniker. Es gilt allerdings, ob mit oder ohne Corona, eine Regel in den Werkstätten: Erst die Theorie, dann die Praxis. Ein Beispiel: „Die Auszubildenden lernen zunächst die ganze Bandbreite an Schweißzusatzwerkstoffen und Schweißverfahren. Dann werden an virtuellen Schweißmaschinen Schweißnähte geübt. Erst im Anschluss kommen die Azubis in die Lehrwerkstätten und zünden den richtigen Funken. Dieses Modell funktioniert super mit dem Wechsel zwischen Arbeiten im Home-Office und vor Ort“, so Rainer Postulka.

„Unsere Azubis sind auch sehr froh, zwischendurch in den Betrieb zu dürfen. Sie freuen sich darüber, die dann anwesenden Kolleginnen und Kollegen in ‚real‘

– wenn auch nur auf Abstand – zu sehen und mal aus den eigenen vier Wänden herauszukommen“, ergänzt Kim Reimann.

Das bestätigt auch der Auszubildende Till Kempmann: „Wir halten alle Corona-Präventionsmaßnahmen konsequent ein: Es gibt neben strikten Hygienemaßnahmen Beschränkungen für die Personenanzahl in einem Gebäude, Maskenpflicht für gemeinsam genutzte Bereiche und das Angebot des Home-Office, wenn es möglich ist. Persönlich wünsche ich mir ein Ende der Pandemie. Aber ich bin froh einen sicheren Job zu haben und es macht mich stolz, dass die OGE auch während einer Pandemie Azubis einstellt.“

Bevor es in die Lehrwerkstätte geht, übern die Azubis an virtuellen Schweißmaschinen.

Weitere Herausforderungen werden minimiert

Die Entwicklung der Digitalisierung macht nicht nur das Arbeiten in Corona-Zeiten einfacher. Das Unternehmen hat in ganz Deutschland Betriebsstätten – also auch im gesamten Bundesland Azubis im Einsatz: „Wir haben immer schon Projekte für alle geplant. Die Frage war aber immer ‚Wie bekomme ich jetzt alle zusammen an einem Ort?‘. Wir haben die jungen Leute aus Bayern auch mal hierher ins Ruhrgebiet geholt, was natürlich immer mit viel Aufwand verbunden war. Mittlerweile führen wir solche Projekte über Microsoft Teams durch. Wir finden es einfach schön, dass es keine Rolle mehr spielt, ob der Azubi oben in Ostfriesland oder unten in der Nähe von Passau sitzt“, schildert Rainer Postulka.

Das Unternehmen bietet eine sehr hohe Übernahmechance, wie Kim Reimann erklärt: „Um den Azubis einen Anreiz zu geben, ihre Abschlussprüfung bestmöglich zu bestehen, wird ihnen mit Erreichen der Abschlussnote ‚sehr gut‘ ein unbefristetes Anschlussverhältnis garantiert. Die Dauer der zunächst befristeten Übernahmen ist ebenfalls gestaffelt nach erreichter Abschlussnote, beginnend mit einem mindestens anderthalbjährigen Arbeitsvertrag bei der Gesamtnote ‚gut‘.“

Für das Recruiting wird viel gemacht

Bis heute fällt es dem Unternehmen nicht schwer, junge Nachwuchskräfte zu finden: „Der Konkurrenzdruck im Bewerbungsprozess steigt, aber wir können uns wirklich noch nicht beklagen. Wir plakatieren an den Betriebsstellen, suchen in entsprechenden Job- und Ausbildungsportalen, sind auch in Social-Media aktiv und nutzen die IHK-Lehrstellenbörse. Wir haben sogar mal in Bayern einen kleinen Werbespot gedreht, der im regionalen Kino gezeigt wurde“, so die Ausbildungsleiterin.

So ist auch Auszubildende Katja Vadder auf das Unternehmen aufmerksam geworden. „Ich habe über eine Online-Plattform von der freien Ausbildungsstelle erfahren. Neben dem familiären Umgang im Betrieb habe ich viele neue Freundschaften mit den anderen Azubis schließen können. Das Patenprogramm zwischen den neuen und alten Azubis oder die traditionelle Segelwoche am Anfang meiner Ausbildung haben mir dabei sehr geholfen“, erzählt die angehende Industriekauffrau.

Ideenfabrik als gemeinschaftliches Projekt

Seit zwei Jahren gibt es im Unternehmen die ‚Ideenfabrik‘, das ist ein interdisziplinäres Projekt, an dem technische und kaufmännische Auszubildende gemeinsam an einer Fragestellung arbeiten. Ziel ist es, möglichst früh Erfahrungen in der Projektarbeit zu sammeln und die Zusammenarbeit von kaufmännischen und technischen Auszubildenden zu unterstützen. In diesem Jahr befassen sich die Auszubildenden mit dem Thema ‚Nachhaltigkeit‘. Anschließend stellen die Azubis ihre Ergebnisse der Personal- und Bereichsabteilung vor. Die Lockdown-Zeiten machen zudem erfinderisch: So wurde beispielsweise eine virtuelle Mathe-Nachhilfe ins Leben gerufen, um Kolleginnen und Kollegen zu entlasten, die im Homeoffice zusätzlich ihre Kinder beim Homeschooling unterstützen.

»Wir plakatieren an den Betriebsstellen, suchen in entsprechenden Job- und Ausbildungsportalen, sind auch in Social-Media aktiv und nutzen die IHK-Lehrstellenbörse«

»Es ist immer schön zu sehen, wie Jugendliche und junge Erwachsene zu Fachkräften heranwachsen und wir dazu beigetragen haben«

Rainer Postulka & Kim Reimann

Jungen Menschen helfen zu wachsen

Den beiden Ausbildungsleitern ist eines besonders wichtig: der familiäre Umgang untereinander. „Es ist immer schön zu sehen, wie Jugendliche und junge Erwachsene zu Fachkräften heranwachsen und wir dazu beigetragen haben“, sind sich Kim Reimann und Rainer Postulka einig. Eine Situation bleibt dem Ausbildungsleiter aber besonders in Erinnerung: „Wir bilden seit über 80 Jahren aus. Alle zehn Jahre wird das dann groß gefeiert. Ich habe zu unserer 70-Jahr-Feier vor 12 Jahren die ersten unserer Azubis eingeladen. Die Beiden haben sich mit dem Rollator die Werkstatt angeschaut und gestaunt, was sich alles verändert hat. Und für uns war es spannend zu hören, was sie von früher erzählt haben.“

Weitere Informationen

Weitere Informationen über das Unternehmen finden Sie unter www.oge.net

Josephine Stachelhaus

Verfasst von:
Josephine Stachelhaus

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