Ehrlichkeit zählt
Als Mann mit großem Format steht er seinen Kunden selbst mit Rat und Tat zur Seite. „Die Kunden schätzen meine Authentizität. Ich trage die Mode selber. Die Herren sehen an mir ein Kleidungsstück und finden: Hey, das könnte mir auch stehen oder: Oh, das kann ich doch auch tragen!“ Bei Grefermann kommt jedoch noch eine ihm eigene Art hinzu, das für das alte Ruhrgebiet typische Helfersyndrom. „Wenn etwas nun mal scheiße aussieht, muss man es auch sagen. Das Gefühl, wenn hier jemand zum ersten Mal nach vielen, vielen Jahren wieder eine passende Hose oder ein Hemd gefunden hat, es anzieht, ohne sich schämen zu müssen, Sie dann anlacht und hier selbstbewusst wieder rausgeht, das ist für den Kunden und auch für mich das Größte“, urteilt Grefermann. „Die Kunden kommen aus ganz NRW zu uns. Und aus den Niederlanden.
Sie finden uns auf Google, Facebook & Co. Sie rufen an, weil sie sich modisch kleiden möchten.“ An der Havensteinstraße sind selbst die Umkleiden übergroß, aber nicht von außen einsehbar. Wer mag, ist allein oder zu zweit mit dem Partner im Geschäft. Auf der anderen Seite nur der Inhaber und eine Mitarbeiterin. „Wir haben in der Corona-Zeit ganz vehement an unseren Serviceleistungen gearbeitet. Diese waren vorher schon gut, doch nicht ausgefeilt genug“, so der gebürtige Oberhausener. Die Auszeit wurde genutzt, um viele Dinge zu überarbeiten, neu zu denken und aktiv umzusetzen. „Wenn Sie 16XL oder Größe 89 tragen, dann wollen Sie das nicht jedem zeigen.“ Was macht der Geschäftsmann? Er bietet den Kunden Möglichkeiten an, allein mit dem Mode-Berater in den Geschäftsräumen zu sein. Diese danken es mit Wertschätzung. Zur Begrüßung gibt es Kaffee, Tee oder einen Apfelsaft eines lokalen Obstbauern aus der Stadt. Regionalität sei wichtig. Genauso wie guter Service. Oft wird der benachbarte Schneider herbeigerufen, um kurzfristige Änderungen schnellstmöglich durchzuführen.
Eine Herausforderung nach der anderen
Dass Grefermann noch den Kopf oben hält, grenzt an ein Wunder. Nach seiner Hochzeit 2019 erkrankte er nur wenig später schwer und rang im Krankenhaus im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Leben. „Das war knapp. Mein Leben hing am seidenen Faden. Ich habe dann lange mit meiner Frau diskutiert. Wir haben uns aufgerappelt und im Herbst alle Stammkunden persönlich kontaktiert. Auch wurden die Bedürfnisse abgefragt. Das Feedback war grandios.“ In diesen Telefonaten habe er vieles über die Bedürfnisse seiner Kunden erfahren. „Meine Kunden finden in großen Shoppingcentern oder Mode-Boutiquen nichts. Sie sind dann frustriert, googeln nach großen Größen und rufen bei uns an“, berichtet Grefermann. „Für große oder breite Menschen gibt es in Deutschland nur wenige Spezialgeschäfte. Ob das passende Hemd (mit extralangen Ärmeln), Mode für besondere Gelegenheiten wie zum Beispiel Geburt, Konfirmation bzw. Kommunion, Heirat und Beerdigung genauso wie für den Alltag – Büro, Sport, Freizeit – all das bekommt man hier. Ich darf das sagen: Auch große und starke Männer haben Bedürfnisse.“ Einen Online-Handel werde er nicht betreiben. „Die Ware wird zuhause anprobiert, zurückgeschickt und ich habe den Ärger.“
»Die Kunden schätzen meine Authentizität. Ich trage die Mode selber.«
Thomas Grefermann, Geschäftsführer von Große Größen Grefermann
Click & Collect ist bei Mode für den starken Herrn nicht möglich. Die Folgen kennt er: Im Dezember 2020 machte Große Größen Grefermann keinen Umsatz. Das Geschäft blieb auf Grund des harten Lockdowns geschlossen. „Das geht einem an die Nieren. Da bringen auch positive Gedanken nichts. Man blickt täglich mehrfach aufs Konto und sieht dabei zu, wie alles weniger wird. Während alle in Lebensmittelgeschäften Bekleidung einkaufen durften, musste ich meinen Laden schließen und konnte nicht einmal für zwei Personen öffnen. Und dann erhalten Sie Anrufe, wo Leute Sie um Hilfe anflehen, da Sohn oder Mann nichts zum Anziehen für die Schule, das Büro oder für eine Beerdigung haben.“ Was die Menschen im Ruhrgebiet eint, ist ein Optimismus. Auch Thomas Grefermann musste in den vergangenen Monaten oft wichtige Entscheidungen treffen und hatte dabei auch schwache Momente. Für ihn selbst steht fest: „Ich habe noch nicht fertig. Die Zukunft meines Unternehmens ist uns eine echte Herzensangelegenheit.“ So spricht ein ehrlicher Charakter. Und das aus Oberhausen. Mitten in der meo-Region. Einen Wunsch hat Thomas Grefermann allerdings noch: „Ich finde, viel mehr Männer, Jung wie Alt, sollten sich auch modisch viel mehr trauen. Tragt mal Farbe, ein stylisches Polo-Shirt oder ein buntes Hemd oder Shirt. Kommt vorbei und probiert etwas an und euch aus!“