Jutta Kruft-Lohrengel
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Kurz mal angesprochen

IHK-Präsidentin Jutta Kruft-Lohrengel zu aktuellen Themen

Lange Zeit spielte die Frage nach der energiepolitischen Versorgungssicherheit eine untergeordnete Rolle. Es war ja alles verfügbar. Im Fokus standen viel mehr die Wirtschaftlichkeit und glücklicherweise in letzter Zeit die Umweltverträglichkeit. Spätestens mit dem Beginn des Ukraine-Kriegs hat sich die Lage gedreht. Die Gaslieferungen über Nordstream 1 sind mittlerweile auf null heruntergefahren. Die Sorge vor einer Gasmangellage hat seit dem Frühjahr an Brisanz gewonnen.

Jutta Kruft-Lohrengel

»Neben den energieintensiven Unternehmen müssen kleine und mittlere Betriebe stärker in den Fokus der Unterstützung rücken.«

In erster Linie sind die energieintensiven Branchen betroffen. In der MEO-Region zählen bspw. Die Aluminiumproduktion, die Glasindustrie oder auch Gießereien dazu. Die drastische Preisentwicklung bedroht den Industriestandort in erheblichem Ausmaß. Aber nicht nur das: Die extrem hohen Gaspreise wirken sich deutlich auf die Strompreise aus – und haben dadurch nahezu alle Branchen erfasst. Auch bei verbrauchernahen Dienstleistungen wie Hotels oder Gaststätten, aber auch im Handel wächst die Zahl betroffener Betriebe. Denn: Auch vergleichsweise geringe Energiekosten können durch eine Vervielfachung der Preise zur starken Belastung werden. Hinzu kommt eine Kaufzurückhaltung aufgrund der Inflation und der gestiegenen Verunsicherung. Die Betriebe geraten von zwei Seiten unter Druck.

In dieser außergewöhnlichen Krisensituation ist entschiedenes und vor allem schnelles Handeln von der Politik gefragt. Neben den energieintensiven Unternehmen müssen kleine und mittlere Betriebe stärker in den Fokus der Unterstützung rücken. Die Hilfen müssen dabei schnell umgesetzt und unbürokratisch beantragt werden können. Gleichzeitig muss die Bundesregierung ihre Anstrengungen auf der Angebotsseite forcieren. So gilt es, alle verfügbaren Erzeugungs- und Netzkapazitäten zu mobilisieren, um dem Energiemangel entgegenzuwirken.

Es ist keine leichte Aufgabe, vor der die Politik steht. Dennoch: Es geht um nichts weniger als den Wirtschaftsstandort Deutschland. Grundsätzlich gesunde Unternehmen dürfen nicht aufgrund der extrem gestiegenen Energiepreise ins betriebliche Aus stürzen. Engagiertes Handeln, das die Belange gerade des Mittelstands im Blick behält, muss nach ganz oben auf die politische Agenda. Die Zeit drängt!


Josephine Stachelhaus

Verfasst von:
Josephine Stachelhaus

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