Branchenschwerpunkt: Druckereien

Kreativ und nachhaltig

Eigentlich entstand die Idee zu „Kommabei“ aus einer Bierlaune heraus: „Ich bin gelernter Bauzeichner und habe angefangen Bauingenieurwesen zu studieren“, erzählt Norman Bärenbrinker. „Aus familiären Gründen musste ich leider abbrechen und habe dann im Einzelhandel gearbeitet und eine Umschulung zum Mediengestalter gemacht. Beim Feierabendbier kam dann die Idee auf, mit meinem besten Freund eine Siebdruckmaschine zu kaufen und T-Shirts zu drucken.“

Bei Kommabei gibt es nachhaltige Mode.

»Wir haben unterschätzt, dass der Siebdruck auch heute noch ein ganz klassischer Ausbildungsberuf ist.«

Norman Bärenbrinker
Inhaber von
Kommabei

T-Shirts aus der Siebdruckmaschine

Die Beiden kannten sich seit der Schulzeit und gründeten zusammen eine GbR. „Leider haben wir völlig unterschätzt, dass der Siebdruck auch heute noch ein ganz klassischer Ausbildungsberuf ist und wir – vor allem mit dem Technischen – völlig überfordert waren,“ schmunzelt er. Sie starteten in der Garage und bedruckten Omas alte Bettlaken, um zu üben. Irgendwann waren sie soweit und haben Jutebeutel bedruckt und auf einem Markt in Oberhausen zum Thema „Plastikfrei aus Oberhausen“ verkauft. „Das wurde sehr gut angenommen und so haben wir uns entschieden, eine Internetseite aufzubauen und das Ganze mit Hand und Fuß zu machen“, erinnert sich Norman Bärenbrinker.

Siebdruck ist ein Ausbildungsberuf

Den Sprung vom Hobby zum Beruf hat er dann aber ohne seinen Freund gemacht, der zu der Zeit Vater von Zwillingen geworden ist. „Mir war aber schnell klar, dass ich mit meinen handwerklichen Skills, was den Siebdruck betrifft, nicht weit komme. Siebdruck ist zwar ein zulassungsfreies Handwerk, aber die Ausbildung hat einen Grund.“ Über Kontakte kam er an einen Praktikumsplatz bei Daniel Bartosch von der Siebdruckschmiede. Er lernte alles über Siebdruck, ganz klassisch von Hand ohne Automaten.

Und dann startete er richtig durch: Er zeichnet seine eigenen Motive und druckt sie auf seiner damals gekauften Siebdruckmaschine. „Meine Maschine ist von 1984 und funktioniert noch hervorragend“, sagt Norman Bärenbrinker stolz. Die Produkte verkauft er im Internet und auf Kunsthandwerker- und Designmärkten. So lernt er viele andere Künstler und Kreative kennen, die er liebevoll seine „Marktfamilie“ nennt. Dabei entstand die Philosophie von Kommabei: „Wir mögen uns wirklich sehr und von vielen Artikeln der anderen war ich selbst so überzeugt, dass ich entschieden habe, ein Geschäft in Holsterhausen zu eröffnen und dort zu verkaufen, was ich selbst mache und was mir von anderen gefällt.“

Norman Bärenbrinker ist der kreative Kopf von Kommabei.

Nachhaltigkeit wird bei Kommabei großgeschrieben

Besonders wichtig ist für den Inhaber das Thema Umwelt: „Ich bin sehr auf Nachhaltigkeit fixiert, ich verdrucke z. B. nur wasserbasierte Farben, die grundsätzlich auch GOTS-zertifiziert werden können. Wenn Rohware über mich selber bestellt wird, gibt es ausschließlich bio-zertifizierte Rohware“, beschreibt der Inhaber. Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein ist bei ihm kein Werbemittel. „Es ist für mich immer ein Graus, wenn Unternehmen mit dem Oeko-Tex Label werben, dabei ist das der Mindeststandard, den Textilien in Deutschland erfüllen müssen, um überhaupt verkauft werden zu dürfen.“ Auch Upcycling ist ein Thema und bevor Norman Bärenbrinker etwas verschwendet, wird er lieber kreativ: Ein Kinderset aus Pulli und Hose entstand aus einem Erwachsenenpullover, bei dem der Druck falsch positioniert war. „Das wäre für mich natürlich unmöglich zu verkaufen gewesen, aber aus einem Erwachsenenpullover kann man hervorragend einen Kinderpullover nähen. Und aus den Ärmeln entsteht dann noch die farblich passende Hose.“

Heimat in Holsterhausen

Für Holsterhausen als Standort hat er sich bewusst entschieden. „Hier gibt es viele Kreative, das Verhältnis unter den Nachbarn ist klasse und die Mieten sind gerade noch bezahlbar. Holsterhausen ist das neue Rüttenscheid“, lacht der Inhaber. Das Lädchen ist nicht riesig, aber hell und modern eingerichtet. Es gibt unterschiedlichste Produkte von Kleidung für Erwachsene und für Kinder, über Karten und Schmuck, bis hin zu Tassen. „Zu allen Artikeln, die ich hier im Laden verkaufe, kann ich eine Geschichte zu erzählen, weil ich weiß, wer es gemacht hat.“ Auch bei größeren Labels kennt er die Geschäftsführer persönlich. So weiß er wofür die Firmen stehen und wie und wo sie produzieren. „Mittlerweile verkaufe ich viel aus dem Viertel; es gibt in Holsterhausen so viele kreative Menschen. Eine meiner Ausstellerinnen ist zum Beispiel eigentlich Notärztin im Klinikum, hat aber ein wunderschönes Hobby und druckt ganz klassisch im Linolschnitt. Viele meiner Karten hier im Geschäft sind von ihr.“ Eine Grafikdesign-Studentin arbeitet auf Minijob-Basis bei Kommabei und entwirft einige Motive für die Sweat- und T-Shirts. „So wächst das Ganze“, freut sich Norman Bärenbrinker. Neben den individuellen Anfertigungen für seinen Laden, nimmt er aber auch Druckaufträge von Firmen an. Gerne von Unternehmen, die sich mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen oder dafür offen sind. „Ich habe jetzt für relativ viele Lokalitäten, Kneipen und Cafés in der Corona-Zeit Supporter-T-Shirts und Beutel gedruckt. Und heute steht noch ein ganzer Karton von T-Shirts für einen Industriekletterer auf dem Plan.“

Siebdruck und Corona?

Die Pandemie hat Kommabei zugesetzt: Eigentlich war geplant, die Druckerei GOTS-zertifizieren zu lassen und eigene Rohware in Portugal zu produzieren. Auch die Außenbeschilderung mit Solarpanel muss zurzeit noch warten. Norman Bärenbrinker hat zwar einen eigenen Online-Shop, der Laden und die Laufkundschaft machen aber den meisten Umsatz. Zusätzlich verkauft er noch über einen Online-Marktplatz für grüne Mode. „Beide zusammen machen aber nur ungefähr ein Viertel meines Umsatzes aus, man muss ja im Internet auch erst einmal gefunden werden. Es ist unwahrscheinlich schwierig zwischen diesen Millionen von Anbietern im Internet zu bestehen.“ Trotzdem bleibt er optimistisch: „Dann mache ich das eben nächstes Jahr.“

Das Unternehmensportrait ist der Teil unseres Branchenschwerpunkts zum Thema „Druck“. Lust auf noch mehr Branchenschwerpunkte? Hier geht es zum Thema „Spielwaren„.

Weitere Informationen

Alles zur Bio Mode, Kunstdrucken und Fair Fashion gibt es auf der Homepage des Unternehmens.

Yvonne Schumann

Verfasst von:
Yvonne Schumann

Zur Artikelübersicht

nach oben