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MEO-Wirtschaft klettert mühsam aus dem Coronatief

Die Wirtschaft in der MEO-Region klettert mühsam aus dem Coronatief. Dabei verläuft die Entwicklung sehr unterschiedlich: Sie wird im Kern davon beeinflusst, wie stark die Betriebe von den Corona-Restriktionen betroffen sind oder ob das Geschäftsmodell digital ausgerichtet ist.

Ruhr-IHKs veröffentlichen Konjunkturbericht

Insgesamt melden 29 Prozent der befragten Unternehmen im Bezirk der IHK eine gute Geschäftslage. Das sind immerhin drei Prozentpunkte mehr als noch im Herbst 2020. Der Anteil der Betriebe mit einer schlechten Geschäftslage überwiegt mit 30 Prozent sogar noch etwas. Gleichwohl reduzierte sich dieser Anteil seit Herbst um vier Prozentpunkte. Der Blick auf die kommenden Monate bleibt ohne klare Tendenz: 26 Prozent der Unternehmen erwarten eine Verbesserung der Situation; ein ebenso großer Anteil befürchtet eine Verschlechterung. Der Konjunkturklimaindex steigt im Vergleich zum Herbst 2020 um drei Punkte und liegt aktuell bei 100 Punkten.

„Die Corona-Pandemie hat einen Großteil der Unternehmen noch fest im Griff. Die fehlende Planungssicherheit belastet die Aussichten auf die kommenden Monate. Dazu kommen verzögerte Auszahlungen und komplizierte Regelungen bei den angekündigten Wirtschaftshilfen. Inwieweit sich die leichte Entspannung vom Herbst fortsetzen kann, bleibt derzeit offen“, erläutert IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Gerald Püchel das Umfrageergebnis.

Furcht vor nachlassender Inlandsnachfrage

Bei den Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung dominiert vor allem die Furcht vor einer weiter nachlassenden Inlandsnachfrage. Mehr als jedes zweite Unternehmen berichtet von Umsatzrückgängen. Angeordnete Schließungen und hohe Auflagen drücken das Konsumklima. „Der harte Lockdown mitten im Weihnachtsgeschäft war für viele Unternehmen ein Schlag ins Kontor. Die nun begonnenen Impfungen bieten zwar Anlass zur Hoffnung, die Pandemie künftig besser kontrollieren zu können. Allerdings müssen wir davon ausgehen, dass viele Betriebe ihre Verluste nicht wettmachen können und auch die Insolvenzen noch zunehmen werden”, fürchtet Dr. Püchel.

Doch nicht nur Corona treibt die Betriebe um. 42 Prozent der befragten Unternehmen sehen im Fachkräftemangel ein Risiko für die eigene Entwicklung. Daher stehen trotz schwieriger Lage die Zeichen in vielen Betrieben auf „Halten“: In der Krise planen zwei Drittel der Unternehmen mit gleichbleibenden Belegschaften. Ebenfalls melden die Befragten Risiken aufgrund der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Hier dominieren bei den Nennungen die corona-bedingten Auswirkungen. Darüber hinaus bewegen die Höhe von Steuern und Abgaben, Zölle und nicht-tarifäre Handelshemmnisse oder der jüngst vollzogene Brexit die Wirtschaft in der MEO-Region.

Industrie

Die Industrie hat sich nach der Befragung im Herbst auf den Erholungspfad begeben. Viele der Corona-Restriktionen treffen die Produktion nicht unmittelbar. Ein Drittel der Industriebetriebe vergibt daher das Konjunkturprädikat gut. Im Herbst waren es noch zehn Prozentpunkte weniger. Auch die Aussichten stimmen eher positiv. So geht ein Drittel der Befragten davon aus, dass sich die Lage in den kommenden Monaten verbessern wird. Ein knappes Viertel befürchtet eine Verschlechterung. Insgesamt macht der Konjunkturklimaindex in der Industrie einen Sprung um acht auf nun 111 Punkte nach oben.

Handel

Im Handel zeigen sich Lage und Aussichten sehr unterschiedlich. So meldet der Großhandel, aber auch Teile des Einzelhandels durchaus eine gute Lage. Allerdings betrifft das vor allem die Bereiche, die trotz Corona-Schutzverordnung geöffnet bleiben oder ihr Geschäftsmodell digital ausrichten konnten. Bei allen anderen sieht es düster aus. „Weite Teile des stationären Handels stehen unter Druck. Die Kauflaune ist am Boden. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass ein Teil der Kundschaft dauerhaft zu den großen Onlineanbietern abwandert”, zeigt sich der IHK-Hauptgeschäftsführer besorgt. Die Aussichten sind zwar tendenziell optimistisch. Das kann jedoch auch daher rühren, dass es aus Sicht der Kaufleute viel schlechter kaum mehr werden kann.

Dienstleistungswirtschaft

Die Dienstleistungswirtschaft war in den vergangenen Jahren häufig die Stütze der konjunkturellen Entwicklung. Davon kann aktuell keine Rede sein. Die Branche ist in der Breite hart getroffen: Gastronomie, Reise- und Veranstaltungswirtschaft oder personennahe Dienstleister leiden stark unter den Einschränkungen. „Gerade diese Branchen stehen vor der Herausforderung, dass der nachholende Effekt gering ausfallen wird. Die Konsumenten werden in der Breite nicht vermehrt essen gehen oder häufiger in den Urlaub fahren. Für viele Unternehmen war 2020 ein verlorenes Jahr. Alle Hoffnung ruht auf 2021 – gleichwohl sprechen wir hier nicht von überbordendem Optimismus”, erklärt der IHK-Hauptgeschäftsführer. Doch es gibt durchaus positive Entwicklungen. So hat die Corona-Pandemie zu einem Digitalisierungsschub geführt. Viele IT-Dienstleister konnten sich über zusätzliches Geschäft freuen.

Der Dienstleistungs-Klimaindex gibt verglichen mit Herbst um sechs Punkte nach und steht bei 90 Punkten.

Die IHK zu Essen befragt gemeinsam mit den IHKs im Ruhrgebiet zweimal im Jahr die Unternehmen zu konjunkturellen und wirtschaftspolitischen Themen. Insgesamt fließen so die Rückmeldungen von über 1.000 Unternehmen mit mehr als 140.000 Beschäftigten in den Ruhrlagebericht ein.

Weitere Informationen

Der gesamte Konjunkturbericht „Ruhrlage“ ist hier abrufbar.

Jan Borkenstein

Verfasst von:
Jan Borkenstein

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