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Impulse für morgen: Warum der Mittelstand von Start-Ups mehr als nur Ideen bekomm

Die Zusammenarbeit von KMU und Start-ups vereint Erfahrung mit Innovationskraft und birgt gerade in ihren Gegensätzen große gemeinsame Chancen.

Die Zusammenarbeit von etablierten kleinen und mittleren
Unternehmen (KMU) mit jungen Start-ups wirkt auf
den ersten Blick wie eine Verbindung gegensätzlicher Welten.
Auf der einen Seite: langjährige Erfahrung, eingespielte
Abläufe, stabile Geschäftsmodelle. Auf der anderen: Gründergeist,
Tempo, kreative Unruhe. Doch genau in dieser Spannung
liegt eine außergewöhnliche Chance – für beide Seiten.

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„Aus meiner Sicht ist die Zusammenarbeit zwischen Startups und KMUs einfach eine Strategiechance“, sagt Marc Letzing mit Nachdruck. „Eine Chance, eine Strategie für die Zukunftsfähigkeit zu entwickeln und letztendlich auch Innovationen ins Haus zu holen – ob technische oder kulturelle Innovationen.“ Viele KMU haben ihre Stärken im Kerngeschäft, in Effizienz und Verlässlichkeit. Doch wer sich nicht verändert, riskiert den Anschluss. „Stillstand ist Rückschritt“, erinnert Marc Letzing und Christian Heidbrink ergänzt: „Flexibel bleiben und weiterdenken.“

Start-ups hingegen bringen neue Perspektiven mit, nicht selten quer zur Betriebslogik etablierter Unternehmen – und das ist auch gut so. „Man bleibt einfach agil“, formuliert es Marc Letzing bildhaft. „Das ist wie, wenn man als 55-jähriger Opa wird – man lernt neu wickeln, bleibt wach, neugierig, lebendig.“ Auch Christian Heidbrink sieht die kulturelle Komponente als Schlüssel: „Transformation gehört dazu, dass man sich auch vom Kopf her freier macht.“

Doch so verheißungsvoll das Bild ist, die Realität ist oft fordernd. Besonders die Geschwindigkeit, mit der beide Seiten arbeiten, kann schnell zum Problem werden. Während Start-ups meist in Tagen denken, sind Entscheidungsprozesse im Mittelstand oft auf Monate ausgelegt. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. „Die Geschwindigkeiten aufeinander zu balancieren“, nennt Marc Letzing als eine der größten Herausforderungen, „Manche drängeln, andere brauchen mehr Zeit – beides muss seinen Platz haben.“

Mindestens ebenso entscheidend ist Vertrauen. Es entsteht nicht von selbst, sondern durch gemeinsames Handeln, durch Verlässlichkeit, durch gelebte Verbindlichkeit. „Vertrauen entsteht, wenn man sich an gemeinsam definierte Meilensteine hält“, betont Marc Letzing. „Entweder erreichen wir das Ziel – oder wir passen es an. Aber einfach weitermachen, obwohl nichts erreicht wurde – das wird nicht funktionieren.“ Gerade zu Beginn der Zusammenarbeit werde dieser Punkt oft unterschätzt. Dabei sei er entscheidend für nachhaltigen Erfolg.

v. l. n. r. Marc Letzing, Meike Sommer, Christian Heidbrink

Auch die gegenseitige Wertschätzung darf nicht fehlen. Zu oft, so schildern es beide Sprecher, erleben sie Situationen, in denen eine Seite der anderen erklärt, sie wisse es besser. „Ab dann ist die Beziehung gestört“, warnt Marc Letzing. Start-ups haben nicht dieselbe Erfahrung wie Mittelständler – und das sollen sie auch gar nicht. Dafür bringen sie die kreative Energie mit, neue Wege zu gehen. Und die können groß werden, auch wenn sie klein beginnen. Ein Beispiel: „Da hat jemand nur eine App entwickelt, um das Lager eines Sanitärbetriebs effizienter zu organisieren“, erzählt Christian Heidbrink aus seinen Erfahrungen, „Und plötzlich interessiert sich ein Großhändler dafür, weil er merkt, wie gut das funktioniert.“

Auch in der Industrie gibt es solche Geschichten. Etwa von einem Start-up, das eine nachhaltige Dachbox für einen Porsche entwickelte – und dafür mit einem kleinen KMU zusammenarbeitete, das Faserstoffe mit Druckluft formt. „Das war ein Unternehmen mit gerade einmal zwölf Mitarbeitenden“, so Marc Letzing, „Aber sie hatten das Know-how. Samstags stand die Produktion eh still. Also haben sie gesagt: Wir machen das.“

Beide Seiten profitieren. Start-ups erhalten Zugang zu realen Kunden, zu Produktionsmitteln, zu Erfahrung. Mittelständler gewinnen neue Impulse, ein agileres Denken – und nicht zuletzt auch ein Stück Zukunftssicherheit. „Manchmal reicht es schon, einfach zu Startup-Events zu gehen und sich die Ideen anzuhören“, sagt Marc Letzing. „Das allein kann schon der Beginn einer Zusammenarbeit sein.“

Wichtig ist dabei vor allem eines: den ersten Schritt zu machen. Nicht zu warten, bis eine Krise zum Handeln zwingt. Sondern jetzt – aus Überzeugung, aus Neugier, aus dem Willen heraus, weiterzudenken. Denn wie es Marc Letzing treffend formuliert: „Start-ups sind immer die, die die Gedanken haben, die man selbst vielleicht erst in drei oder vier Jahren denkt. Warum nicht gleich mit ihnen reden?“

„Wann ist der richtige Zeitpunkt für sowas? Immer Jetzt!“, ist wohl die Kernaussage dieses Interviews mit Marc Letzing und Christian Heidbrink, eine klare Aufforderung, die Transformation voranzutreiben, sich für Innovation einzusetzen und offen zu bleiben für neues.

Meike Sommer

Verfasst von:
Meike Sommer

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