Unternehmen

Im Interview mit…

Robbie Schlagböhmer Angefangen hat alles vor rund 10 Jahren mit einem Integrierten Handlungskonzept, das die IHK zu Essen gemeinsam mit der Sterkrader Interessengemeinschaft (STIG) in Oberhausen initiiert hat, um die Stadteilentwicklung nach vorne zu bringen. Mittlerweile wurde das Konzept fortgeschrieben und konnte viele positive Entwicklungen in Sterkrade anstoßen. Alisa Geimer und Yvonne Schumann haben für […]

Robbie Schlagböhmer

Angefangen hat alles vor rund 10 Jahren mit einem Integrierten Handlungskonzept, das die IHK zu Essen gemeinsam mit der Sterkrader Interessengemeinschaft (STIG) in Oberhausen initiiert hat, um die Stadteilentwicklung nach vorne zu bringen. Mittlerweile wurde das Konzept fortgeschrieben und konnte viele positive Entwicklungen in Sterkrade anstoßen. Alisa Geimer und Yvonne Schumann haben für die meo mit Robbie Schlagböhmer, dem ersten Vorsitzenden der STIG gesprochen. 

Herr Schlagböhmer, welche Entwicklungen wurden konkret durch das Handlungskonzept angestoßen? 

„Das Konzept hat für uns den Unterschied gemacht: Die privaten Investitionen durch die Unternehmen hier vor Ort haben zum Beispiel stark zugenommen. Baulücken wurden geschlossen, alte Gebäude abgerissen und neu gebaut, Ladenlokale energetisch restauriert und barrierefrei hergerichtet. Darüber hinaus gibt es nun ein Stadtteilbüro, das viele Aktionen aus dem Integrierten Handlungskonzept begleitet und Events für die Bürger wie z. B. den Lesesommer initiiert oder die Umgestaltung der Fußgängerzone und die bessere Vernetzung der Akteure mit der Gesundheitswirtschaft unterstützt.“ 

Bei der STIG organisieren sich rund 100 Unternehmen aus Sterkrade und arbeiten zusammen. Worum geht es der Interessengemeinschaft? 

„Wir möchten die Aufenthaltsqualität in Sterkrade erhöhen. Denn die Kunden stehen vor der Wahl: Gehen sie ins Einkaufscenter, kaufen online oder bleiben sie im Stadtteil und shoppen dort. Corona hat den Strukturwandel im Einzelhandel so stark beschleunigt, dass er uns überrollt hat. Durch die vielen Aktionen für die Bürgerinnen und Bürger entsteht ein positiver Spin – sie fühlen sich mit Sterkrade verbunden. Auch der Zusammenhalt der Unternehmen wird gestärkt. Ja, sie leiden alle unter Energiepreissteigerungen, Inflation und mehr Online-Handel, aber es gibt auch viele schöne Entwicklungen und alle packen zusammen an.“ 

Was macht Sterkrade aus? 

„Sterkrade hat viele Vorteile: Zunächst hat es die richtige Größe. Wir sind nicht zu klein und nicht zu groß – die Kundinnen und Kunden können hier alles bekommen, was sie brauchen. Wir sind aber auch nicht so groß, dass wir viele Filialisten anziehen. Die meisten Geschäfte in Sterkrade sind inhabergeführt. Die Unternehmen werden mit viel Herzblut und Engagement geleitet. Weitblick ist gefragt: Die Unternehmen denken nicht in Quartalsabschlüssen, sondern in Generationen. Was müssen sie heute verändern und in die Wege leiten, um ihr Geschäft in Jahrzehnten an ihre Kinder weitergeben zu können?“ 

Gibt es Alleinstellungsmerkmale von Sterkrade?  

“Sterkrade ist zum Beispiel ein Gesundheitsstandort: Wir haben viele Ärzte, zwei Krankenhäuser und eine sehr agile Gesundheitswirtschaft mit vielen Veranstaltungen zu Wellness oder Fitness im Alter. Wir bekommen bald ein vom Land gefördertes Smart Haus, das insbesondere älteren Menschen zeigt, wie man mit Smart Home Devices das Leben schöner machen kann. Beispiele sind Sturzsensoren im Handy oder Herdwächter. Das ist sehr relevant für eine Gesellschaft, die immer älter wird.” 

Und für junge Menschen und Familien? 

“Wir haben mehrere weiterführende Schulen und viele Projekte für Familien. Der gesellschaftliche Zusammenhalt in Sterkrade ist sehr groß. Wenn wir z. B. beim Spiel- und Sportwochenende einen Trödelmarkt für Kinder organisieren, gibt es schnell viele helfende Hände von der Kirche und der Kaufmannschaft, die unterstützen. Unsere Bürgerinnen und Bürger identifizieren sich mit Sterkrade und sind sehr engagiert. Wir haben auch viele Aktionen speziell für Familien: Nikolaus können Kinder z. B. ihre Stiefel in den Geschäften abgeben und wir von der Kaufmannschaft befüllen sie dann. Letztes Jahr waren das 300 Stiefel! Es gibt Tannenbaumschmücken mit den Kindergärten und auch mit den Schulen arbeiten wir viel zusammen.” 

Sterkrade kennen viele ja auch durch die Sterkrader Kirmes, ist das für Sie ein Jahreshighlight? 

„Auf jeden Fall. Unsere Fronleichnamskirmes hat 1.000.000 Besucher pro Jahr. Aber regelmäßige, kleinere Ereignisse wie der Wochenmarkt sind auch ein großes Pfund für Sterkrade. Immer mittwochs und samstags findet ein Frischemarkt statt, mit sehr hochwertigem Angebot. Auch viele Kundinnen und Kunden aus den Nachbarstädten kommen deshalb zu uns. Nachhaltigkeit ist ein großes Thema und da liegen wir mit dem Bioangebot aus regionalem Anbau genau richtig. Dazu kommt demnächst noch der Genuss: Im Juni soll der Kleine Markt fertig gebaut sein und dann bieten wir während der Marktzeiten eine Genusszone an. Da gibt es dann etwas zum Spielen für die Kinder, Tapas und ein Espressofahrrad für die Großen und sogar einen Kühlwagen für die Einkaufe. Es wird ein Gemisch aus Einkaufen, Nachhaltigkeit und Regionalität sein – ein schöner Familiensamstag.“ 

Und für die Zukunft? Was haben Sie noch vor? 

“Wir werden uns noch mehr um Trends kümmern, wie z. B. Urban Gardening. Das gibt es bei uns zum Teil auf Plätzen aber auch auf Dächern. Dazu versuchen wir mehr Bienen in der Stadt anzusiedeln und bepflanzen unter anderem unsere Blumenampeln mit bienenfreundlichen Pflanzen.

Das freut aber nicht immer jeden: Die Bäcker versuchen ihre Kunden eher vor den Insekten zu schützen – aber da muss man dann abwägen und für die Stadtökologie ist das super. Auch der neue Kleine Markt wird den Klimaveränderungen entsprechend ausgestaltet: Damit er möglichst klimaresilient ist, werden zunächst mehr Bäume gepflanzt, unter denen sich Rigolen befinden.Diese sammeln bei Starkregenereignissen Wasser und leiten es verzögert in die Kanalisation ein – anstatt in den Keller des Nachbarhauses. Zeitgleich profitieren die Bäume von dem längeren Wasserangebot. Dieses Prinzip wird den Klimastress im Jahr um zwei bis drei Grad absenken. Es soll ein Multigenerationenplatz werden mit Platz zum Spielen für die Kinder, aber auch genug Sitzgelegenheiten für ältere Menschen. Wo immer es geht, versuchen wir Sterkrade grüner zu machen. Das ist nicht immer einfach, weil die Nutzungen miteinander in Konflikt geraten. Für die Kirmes oder den Wochenmarkt brauchen wir freie Plätze, da können wir nicht einfach Bäume pflanzen. Wir greifen dann oft auf mobiles Grün zurück, dass wir für große Veranstaltungen auch verlegen können. 

Wir müssen jeden Tag besser sein als das Internet. People do business with people they like – das ist die Klientel, die wir bedienen wollen. Sterkrade steht für Qualität, wir haben nicht die längsten Öffnungszeiten und auch nicht die meisten Supermärkte, aber wir haben großartige inhabergeführte Fachgeschäfte, die eine sehr hohe Qualität abliefern. Dafür lieben uns die Kunden und kommen gerne nach Sterkrade.” 

Yvonne Schumann

Verfasst von:
Yvonne Schumann

Zur Artikelübersicht

nach oben