Handelsforum Ruhr
„Ein Jahr nach dem 1. Lockdown – Trends und strategische Entwicklungsperspektiven“: Unter diesem Titel startet das IHK-Handelsforum Ruhr 2021. Doch sind die ersten Sätze weder Studie noch Strategie gewidmet. Gastgeber Dr. Fritz Jaeckel stellt die Menschen in den Mittelpunkt – Unternehmerinnen und Unternehmer, die mit den wirtschaftlichen Folgen der Lockdown-Monate zu kämpfen haben. „Wir spüren die Verzweiflung jener, die keine Einnahmen mehr haben und ihr Privatvermögen einsetzen, um ihre Betriebe am Leben zu halten“, sagt der Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen. Eine Negativspirale, die sich seit Jahren dreht, sieht er von Pandemie und Schutzverordnungen weiter angetrieben: Kaufkraft wird vom Online-Handel abgezogen, Innenstädte drohen an Attraktivität und an Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft zu verlieren. „Wenn wir nicht klug gegensteuern“, fügt Jaeckel hinzu. Jörg Lehnerdt von der BBE Handelsberatung bestätigt diese Einschätzung, als er die Ergebnisse des IHK-Handelsreports Ruhr 2020 vorstellt. Demnach gab es im Untersuchungszeitraum 2019/20 Flächenwachstum nur noch in der Nahversorgung. Die Corona-Pandemie wirkt wie ein Brandbeschleuniger: „Während der Lebensmittelhandel boomt, verbucht der stationäre Handel gerade bei zentrenrelevanten Non-Food-Sortimenten starke Rückgänge“, stellt Lehnerdt fest. „Der Strukturwandel in den Innenstädten ist in vollem Gange, und es sind neue Lösungen gefragt“, zieht Moderator Boris Hedde, Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung Köln (IFH), das Resümee aus dem Report. An diesem Punkt setzt die Expertenrunde mit ihrer Diskussion an. Dr. Jan Heinisch, Staatssekretär im Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung NRW, hat eine gute Nachricht: Aus dem „Sofortprogramm Innenstadt NRW“ stehen noch 30 Millionen Euro zur Verfügung. Das Programm, konzipiert als Antwort auf die Herausforderungen der Pandemiefolgen, eröffnet neue Spielräume, etwa im Hinblick auf die vorübergehende Anmietung leerstehender Ladenlokale oder den Zwischenerwerb von Immobilien. „Wir haben es mit dem Vorsatz entwickelt, Ideen zu fördern, die wir immer schon unterstützen wollten, es aber vor dem Hintergrund der klassischen Städtebauförderung nicht konnten“, erklärt Heinisch. Sein Appell an die Kommunen und Innenstadt-Akteure: „Seid kreativ und stellt Anträge, nehmt das Geld und probiert etwas aus!“ Dass es Know-how braucht, um die Kreativität voll zu entfalten, ist dem Staatssekretär und vormaligen Bürgermeister bewusst. „Viele, die Verantwortung tragen, wissen gar nicht, was sie alles verändern können“, erklärt er. Auch hier setze das Land den Hebel an: Die Initiative „Zukunft.Innenstadt.NRW“ bringe die Partner zusammen und schärfe den Blick für neue Wege.
Zusammen Zukunft schaffen
Sich zusammenzuschließen und mit einem positiven Ansatz nach vorne zu gehen, so könne der Weg auch an anderen Standorten aussehen, zieht Moderator Hedde das Fazit. Dann greift er eine Frage auf, die aus dem Auditorium kommt: „Wie gehen wir mit der Digitalisierung um?“ Die drei Experten sind sich einig: wohlüberlegt und wohldosiert. Für den Einzelhandel sei digitale Auffindbarkeit sehr wichtig, sie sei an die Stelle der klassischen Leuchtreklame getreten, erläutert Heinisch. Zweifellos habe die Pandemie viele Prozesse beschleunigt, fügt er an. „Wir müssen aber aufpassen, denn wir wissen nicht, welche momentanen Erscheinungen überdauern“, warnt der Staatssekretär. Wer könne etwa vorhersagen, ob das Ritual des Händeschüttelns wieder aufgenommen wird? Genauso schwer sei es zurzeit, die Nachhaltigkeit manches digitalen Trends abzuschätzen. Breuer sieht es genauso. „Es ist nachvollziehbar, dass sich der Handel im Lockdown neu orientiert hat, aber wir müssen von den panikartigen Schnellschüssen in der Digitalisierung wieder wegkommen, da ist Geld verbrannt worden“, sagt die Stadtretterin. Ohnehin gehe es vor allem um die persönliche Begegnung und um die Aufenthaltsqualität vor Ort, unterstreicht auch Schraven und erhält Unterstützung: „Leute in die Innenstädte zu holen, gelingt nicht nur mit stationärem Handel, deshalb können temporäre Formate wie in Bottrop geplant, sehr wertvoll sein“, sagt Heinisch. Erlebnis- und Begegnungsorte zu schaffen: Auch für Breuer ist das der Schlüssel zur lebendigen City. „Wir brauchen den Mut, zu experimentieren, müssen aber unbedingt besser werden im Möglichmachen, weil die große Leerstands-Welle erst noch bevorsteht“, mahnt sie. Bis zu anderthalb Jahren könne es dauern, bis ein Antrag auf Umnutzung genehmigt werde. Die Chance, mit Ansiedlungsmanagement und Pilotprojekten die Innenstadt zukunftsfähig zu gestalten, biete sich aber genau jetzt. Viele der 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Forums können bestätigen, dass dringender Handlungsbedarf besteht: Laut Umfrage, die Hedde am Ende der Veranstaltung startet, machen sich 77 Prozent der Antwortgeber sorgen um ihre Innenstadt. Doch sieht die Diskussionsrunde auch eine Chance: Sie ist sich sicher, dass es auf der Nachfrageseite einen Neustart geben wird. „Wenn die Pandemiezeit vorbei ist, werden die Menschen zurückkommen und die Innenstädte mehr schätzen als zuvor, wir sollten gut vorbereitet sein“, sagt Heinisch. Zurückkehren wird wohl auch das IHK-Handelsforum Ruhr in zwei Jahren: aus dem Cyberspace in den realen Raum. Gut möglich, dass sich die Experten auf dem Podium sogar mit Handschlag begrüßen.
Digitalisieren ohne Panik
Sich zusammenzuschließen und mit einem positiven Ansatz nach vorne zu gehen, so könne der Weg auch an anderen Standorten aussehen, zieht Moderator Hedde das Fazit. Dann greift er eine Frage auf, die aus dem Auditorium kommt: „Wie gehen wir mit der Digitalisierung um?“ Die drei Experten sind sich einig: wohlüberlegt und wohldosiert. Für den Einzelhandel sei digitale Auffindbarkeit sehr wichtig, sie sei an die Stelle der klassischen Leuchtreklame getreten, erläutert Heinisch. Zweifellos habe die Pandemie viele Prozesse beschleunigt, fügt er an. „Wir müssen aber aufpassen, denn wir wissen nicht, welche momentanen Erscheinungen überdauern“, warnt der Staatssekretär. Wer könne etwa vorhersagen, ob das Ritual des Händeschüttelns wieder aufgenommen wird? Genauso schwer sei es zurzeit, die Nachhaltigkeit manches digitalen Trends abzuschätzen. Breuer sieht es genauso. „Es ist nachvollziehbar, dass sich der Handel im Lockdown neu orientiert hat, aber wir müssen von den panikartigen Schnellschüssen in der Digitalisierung wieder wegkommen, da ist Geld verbrannt worden“, sagt die Stadtretterin. Ohnehin gehe es vor allem um die persönliche Begegnung und um die Aufenthaltsqualität vor Ort, unterstreicht auch Schraven und erhält Unterstützung: „Leute in die Innenstädte zu holen, gelingt nicht nur mit stationärem Handel, deshalb können temporäre Formate wie in Bottrop geplant, sehr wertvoll sein“, sagt Heinisch. Erlebnis- und Begegnungsorte zu schaffen: Auch für Breuer ist das der Schlüssel zur lebendigen City. „Wir brauchen den Mut, zu experimentieren, müssen aber unbedingt besser werden im Möglichmachen, weil die große Leerstands-Welle erst noch bevorsteht“, mahnt sie. Bis zu anderthalb Jahren könne es dauern, bis ein Antrag auf Umnutzung genehmigt werde. Die Chance, mit Ansiedlungsmanagement und Pilotprojekten die Innenstadt zukunftsfähig zu gestalten, biete sich aber genau jetzt. Viele der 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Forums können bestätigen, dass dringender Handlungsbedarf besteht: Laut Umfrage, die Hedde am Ende der Veranstaltung startet, machen sich 77 Prozent der Antwortgeber sorgen um ihre Innenstadt. Doch sieht die Diskussionsrunde auch eine Chance: Sie ist sich sicher, dass es auf der Nachfrageseite einen Neustart geben wird. „Wenn die Pandemiezeit vorbei ist, werden die Menschen zurückkommen und die Innenstädte mehr schätzen als zuvor, wir sollten gut vorbereitet sein“, sagt Heinisch. Zurückkehren wird wohl auch das IHK-Handelsforum Ruhr in zwei Jahren: aus dem Cyberspace in den realen Raum. Gut möglich, dass sich die Experten auf dem Podium sogar mit Handschlag begrüßen.