Familienunternehmen

Moderner Großhandel mit Akademie und Online-Shop

In vierter Generation wird das Unternehmen Kampmann Co. GmbH nun geführt. Der Großvater des jetzigen Geschäftsführers Robin Bartling war Besitzer einer Gaststätte in Essen und kam auf die Idee, mit Bier zu handeln. Für den Unternehmer kam die Übernahme 2003 überraschender als gedacht. „Mein Vater hat bis dato zwar noch im Unternehmen gearbeitet, war auch […]

In vierter Generation wird das Unternehmen Kampmann Co. GmbH nun geführt. Der Großvater des jetzigen Geschäftsführers Robin Bartling war Besitzer einer Gaststätte in Essen und kam auf die Idee, mit Bier zu handeln. Für den Unternehmer kam die Übernahme 2003 überraschender als gedacht.

Seit 2010 bietet das Unternehmen neben Bier auch Wein und Spirituosen an.

„Mein Vater hat bis dato zwar noch im Unternehmen gearbeitet, war auch Geschäftsführer, aber das Tagesgeschäft an sich hat der damalige Vertriebsleiter koordiniert. Dieser fiel kurzfristig aus und dann kam der entscheidende Anruf: Mein Vater bat mich, ins Unternehmen einzusteigen. Ich wusste in dem Moment nicht, was ich machen sollte. Auf der einen Seite war ich glücklich in dem Job, den ich zuvor hatte. Auf der anderen Seite wollte ich nicht, dass der Familienbetrieb in fremde Hände gegeben wird. Ich habe dann für mich entschieden: Ein Jahr gebe ich dem ganzen eine Chance und bewerte dann neu. Und was soll ich nun sagen? Aus einem Jahr sind 17 geworden.“ Der Geschäftsführer erzählt, dass er bei der Übernahme nicht nur Ängste hatte, sondern sogar schlaflose Nächte: „Drei Monate bevor ich als Geschäftsführer eingestiegen bin, lief der Vertrag mit der Brauerei ‚Budweiser‘ aus – ein Drittel des Firmenumsatzes haben wir mit dem Bier eingeholt. Das hat Kündigungen einiger Mitarbeiter nach sich gezogen und ich musste mir weitere Sparmaßnahmen überlegen. Aber der Weg war das Ziel und diesen sind wir erfolgreich gegangen.“

Das Unternehmen verkauft nicht nur Bier: Auch Wein und Spirituosen werden angeboten

2010 hat der Unternehmer beschlossen, Wein und Spirituosen ins Sortiment aufzunehmen: Als der Trend dahin ging, dem Kunden alles ‚aus einer Hand‘ zu verkaufen, entschied sich das Team dazu, weitere Getränkearten anzubieten. Was nicht immer einfach war: „Nur weil wir Bier verkauft haben, hieß das nicht, dass wir das auch mit Wein können. Es ist ein sehr spezielles Produkt, das viel Fachwissen erfordert. Also haben wir uns Experten ins Haus geholt: Unsere Weinsommeliers.“

Standort hat große Bedeutung

Der Standort Essen des Unternehmens hat von Beginn an eine große Bedeutung: Zunächst die Gaststätte des Urgroßvaters, der zweite Unternehmenssitz, die Geburtsstadt des Geschäftsführers und nun auch der aktuelle Unternehmensstandort. „Ich persönlich verbinde natürlich viel mit der Stadt. Was mir als Unternehmer aber auch sehr wichtig ist: ‚Wie fühlt sich mein Team?‘. Wir waren vor dem Umzug hierher kurz davor, nach Bochum zu ziehen. Von der Logistik wäre es absolut kein Problem gewesen. Die Kunden merken nicht, ob wir nun in Bochum, Essen oder Dortmund sitzen. Aber es hing emotional viel mehr daran. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind auf mich zu gekommen und haben mir gesagt, dass es sich nicht richtig anfühle. ‚Kampmann ist Essen‘ – daher sind wir sehr froh nach vielen Herausforderungen unseren heutigen Standort gefunden zu haben“, freut sich der Unternehmer.

Team sind Aushängeschild

Das Team der Kampmann Co. GmbH ist laut Robin Bartling ein „buntgemischter Haufen“. Vom Leergutsortierer, über den Wein- oder Biersommelier bis hin zur Fachfrau für Spirituosen, ist die Bandbreite der Berufe groß. „Unsere Kunden kennen entweder unsere Außendienstmitarbeiter, Auslieferungsfahrer oder unsere netten Stimmen am Telefon. Es läuft aber im Hintergrund so viel ab, was der Gastronom eben nicht mitbekommt.“

Für den Geschäftsmann ist es nicht immer leicht geeignete Fachkräfte zu finden: „Unsere Fahrer haben einen körperlich sehr anspruchsvollen Job. Es müssen viele Kisten und Fässer geschleppt werden – da gibt es einfachere Wege, Geld zu verdienen.“ Dementgegen zu wirken investiert das Unternehmen viel in weiche Faktoren, damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich wohl fühlen. „Immerhin verbringen wir mindestens ein Drittel unseres Tages gemeinsam.“

»Meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen sich wohl fühlen – immerhin verbringen wir mindestens ein Drittel unseres Tages gemeinsam.«

Richtige Auswahl der Fachkräfte

Besonders wichtig ist für den Unternehmer die Auswahl einer Berufsgruppe: „Unsere Fahrer sind das Gesicht der Firma. Sie liefern die Ware aus, haben manchmal sogar Zugang zu den Unternehmen ohne dass die Inhaber vor Ort sind. Das kommt häufig bei den Anlieferungen unserer Ware vor: Die Getränke werden von uns meist morgens angeliefert. Da hat die Gastronomie oft noch geschlossen. Daher ist ein hohes Maß an Vertrauen gegenüber unseren Kunden sehr wichtig. Außerdem kennen sie unsere Kunden. Es gab schonmal eine Situation, da hat ein Kunde unserem Fahrer gesagt, dass er einen Arzttermin habe und nicht anzutreffen sei. Dann wurde halt später angeliefert.“

Robin Bartling hat mit seinem Team durch Corona einen Online-Shop ins Leben gerufen.

Durch die Pandemie gehören aber nicht nur Gastronomen zu den Kunden des Unternehmens. Aus der Not heraus, hat sich das Team für einen Online-Shop entschieden. Privatpersonen können sich, aus einem vorab ausgewählten Sortiment, Produkte auswählen und dann wird das Paket verschickt. Auch der monatlich stattfindende Lagerverkauf ist der Krise geschuldet: „Die Gastronomen haben seit längerem geschlossen. Also können wir unsere Ware nicht verkaufen. Doch was passiert nun damit? Die ganzen Getränke wegzuschmeißen fanden wir viel zu schade. Also haben wir unseren Lagerverkauf ins Leben gerufen. Alles unter Einhaltung der aktuellen Hygienemaßnahmen. Es gibt dafür aber keine bestimmten Termine – wie z. B. den ersten Samstag im Monat. Je nach aktueller Lage entscheiden wir und veröffentlichen die Infos auf unseren Social-Media-Kanälen“, so Robin Bartling.

Nicht nur im Bereich der Nahrungsmittel gibt es den Trend der Nachhaltigkeit: „Bier wird sowieso nach einem Reinheitsgebot hergestellt. Aber wir merken, dass die Nachfrage nach Bioprodukten steigt. Daher haben wir Bio-Weine, aber sogar auch einen Bio-Gin im Angebot. Aber es ist in unserer Branche ganz schwierig Trends festzumachen. Getränke wechseln tatsächlich alle zwei bis drei Jahre. Zuerst haben die Leute gerne Vodka getrunken, dann Gin. Bei den alkoholfreien Getränken war es erst die Bionade, dann plötzlich Eistees und jetzt sind es wieder Schorlen. Wir freuen uns aber auf das, was kommt.“

Kampmann-Akademie

Neben dem Handel mit Getränken setzt das Unternehmen auf die Beratung seiner Kunden: Seit einiger Zeit gibt es die Kampmann-Akademie. Gastronomen können ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schulen lassen. Dies übernehmen dann die Wein- und Biersommeliers und erklären den Beschäftigten der Gastronomen, welches Getränk zu welchem Gericht passt. „Wir haben gemerkt, dass es einen großen Bedarf gibt und setzen es – wenn es wieder möglich ist – weiter fort“, erklärt der Familienvater.

Besonders stolz ist der Unternehmer, wenn er sieht, was die Zukunft für das Unternehmen bringt: „Bis jetzt sieht es so aus, als wenn die Kampmann Co. GmbH ein Familienunternehmen bleibt. Meine Söhne stehen schon in den Startlöchern – aber es muss aus dem Herzen kommen. Dennoch bin ich sehr gespannt und freue mich auf die Zukunft.“

»Meine Söhne stehen schon in den Startlöchern – aber es muss aus dem Herzen kommen«

Robin Bartling
Geschäftsführer

Weitere Informationen

Weitere Informationen über das Unternehmen finden Sie unter www.kampmann-essen.de

Josephine Stachelhaus

Verfasst von:
Josephine Stachelhaus

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