Unsere Themen

Fachkräfteengpässe dämpfen Wachstum – IHK-Fachkräftemonitor NRW zeigt aktuellen Handlungsbedarf

Bis 2035 prognostiziert der IHK-Fachkräftemonitor für die Städte Essen, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen rund 23.000 unbesetzte Stellen. Besonders betroffen sind Berufe im gewerblich-technischen Bereich sowie in Logistik, Bau und Unternehmensorganisation. „Der Engpass ist real“, so das Fazit der Industrie- und Handelskammern in NRW, die vor erheblichen Wachstumshemmnissen warnen. Ohne Gegenmaßnahmen drohen allein in NRW Wertschöpfungsverluste von bis zu 40 Milliarden Euro.

Nordrhein-Westfalen steht vor einer tiefgreifenden arbeitsmarktpolitischen Herausforderung: Bis 2035 gehen rund 2,5 Millionen Erwerbstätige in Rente. Das allein würde schon große Anstrengungen erfordern, um ausscheidende Fachkräfte zu ersetzen. Das wirtschaftliche Potenzial in Nordrhein-Westfalen geht dabei über das heutige Beschäftigungsniveau hinaus: Um Wachstumsmöglichkeiten der Wirtschaft vollständig zu nutzen, müssten laut IHK-Fachkräftemonitor bis 2035 rund 2,7 Millionen Arbeitsplätze neu besetzt werden. Davon betroffen ist auch die MEO-Region: Für die Städte Essen, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen werden laut Monitor bis 2035 nahezu 23.000 unbesetzte Stellen prognostiziert.
Die IHKs in Nordrhein-Westfalen machen daher auf den zunehmenden Handlungsbedarf aufmerksam, um die Fachkräftebasis im Land nachhaltig zu stärken.

Modell mit gesamtwirtschaftlichem Ansatz und praxisnahen Szenarien

Der neue Fachkräftemonitor basiert auf dem Modell der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS). Dieses Modell geht über frühere Berechnungsansätze hinaus, indem es neben demografischen Entwicklungen auch wirtschaftliche, technologische und gesellschaftliche Trends berücksichtigt – etwa Digitalisierung, Industrie 4.0, geopolitische Entwicklungen und Außenhandel sowie den Strukturwandel in der Energiewirtschaft.
Das Modell bildet dabei sowohl das Fachkräfteangebot als auch den erwarteten Bedarf

ab – und ermöglicht über Szenarienvergleiche eine Einschätzung, wie sich bestimmte Entwicklungen oder Maßnahmen auf die Fachkräftesituation auswirken können. Grundlage dafür ist eine jährliche Projektion, die Unterschiede zwischen einer Entwicklung mit bestehenden Engpässen und einer Variante ohne Engpässe darstellt – also unter der Annahme, dass ausreichend Fachkräfte zur Verfügung stehen.
So wird sichtbar, in welchen Qualifikationen, Branchen oder Berufsfeldern künftig besonderer Handlungsbedarf entstehen kann.

Der Engpass ist real – besonders bei beruflich Qualifizierten

Laut Modell wird sich der Fachkräfteengpass in NRW bis 2035 weiter zuspitzen. Ausgehend von rund 290.000 unbesetzten Stellen im Jahr 2024 könnte sich diese Zahl auf bis zu 610.000 nahezu verdoppeln. Besonders betroffen sind Berufe im gewerblich-technischen Bereich (z. B. Mechatronik, Energie, Vermessung), aber auch Tätigkeiten in Unternehmensorganisation, Verkehr und Logistik sowie in der Bau- und Gartenbaubranche.
Ein wesentlicher Engpass betrifft die Gruppe der qualifizierten Fachkräfte, also jene mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Hier entsteht der größte Bedarf. Aber auch berufliche und akademische Spezialisten für komplexe Tätigkeiten werden weiterhin gesucht.

Wertschöpfungspotenziale bleiben ungenutzt

Trotz aktueller Unsicherheiten, beispielsweise in Energiefragen, geopolitischer Entwicklungen oder Handelsbeziehungen, entwickeln sich viele Branchen in NRW weiter. Das Modell zeigt: Bei ausreichender Fachkräfteverfügbarkeit könnte das Land bis 2035 rund 150.000 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Wenn dem Fachkräftemangel jedoch nicht wirksam begegnet wird, könnten der Wirtschaft in NRW kumuliert bis zu 40 Milliarden Euro an Wertschöpfung entgehen – weil Aufträge nicht umgesetzt oder Leistungen nicht erbracht werden können.

Mehr erfahren:

Der IHK-Fachkräftemonitor NRW ist unter www.ihk-fkm.de/nrw öffentlich zugänglich. Das Modell wird jährlich aktualisiert, sodass aktuelle Trends und politische Maßnahmen zeitnah einfließen können.

Jessica Hallmann

Verfasst von:
Jessica Hallmann

Zur Artikelübersicht

nach oben