Jörg Gleißner
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Drei Fragen an Jörg Gleißner

Interview mit Jörg Gleißner, Leiter des Heinz-Nixdorf-Berufskollegs.

1. Welche neuen bzw. erweiterten Praktikumsformen gibt es für SuS von Berufskollegien? Und an wen können sich Unternehmen wenden, wenn sie Praktika für diese Zielgruppe anbieten möchten? Wer hilft bei Problemen?

Die neuen bzw. erweiterten Praktikumsformen für Schülerinnen und Schüler von Berufskollegs umfassen längere Praktikumsphasen, die Im Zuge der Initiative „Ausbildung jetzt!“ des Ausbildungskonsens NRW implementiert wurden. Die „Euler-Studie“ zeigt quantitativ auf, des es nicht im Ausreichenden Maß gelingt Jugendliche im Übergangssystem in duale Ausbildungsplätze zu bringen. Zum Übergangsystem gehören die Ausbildungsvorbereitung, die Berufsfachschule 1 und 2. Hier handelt es sich um Bildungsgänge an den Berufskollegs. In diesen Bildungsgängen können Jugendliche allgemeinbildenden Schulabschlüsse erwerben oder sie verbessern. Hier geht es um die Abschlüsse vom Ersten Schulabschluss bis zum Mittleren Schulabschluss. Besonderes Augenmerk ist hier auf die beruflichen Kenntnisse Fähigkeiten und Fertigkeiten gelegt. Also: Schulabschluss ja, aber an Berufskolleg mit klarem Berufsbezug.

Erfahrungen machen Jugendliche auch in den Unternehmen. Praktikumsphasen sind immer ein Element gewesen. Diese Praktika erlangen seit Beginn dieses Schuljahres eine größere Bedeutung. In der Ausbildungsvorbereitung ist die Praktikumsphase auf drei Tage pro Woche ausgeweitet worden. Dies ist verbunden mit dem Ziel der beruflichen Orientierung zu erlangen, berufspraktische Fertigkeiten zu erwerben und in die Ausbildung einzumünden.

In den Berufsfachschule 1 und 2 ist die Vorgabe an 30 Wochen eines Schuljahres einen Praktikumstag pro Woche zu realisieren. Hierdurch soll auch eine Entwicklungsmöglichkeit der Jugendlichen beobachtbar werden. Im aktuellen Schuljahr werden auch Formen von mehreren Blockpraktika aufgrund der Wünsche der Unternehmen erprobt. Für alle erweiterten Praktikumsphasen gilt eines gemeinsam: Betriebe sollen Jugendliche über einen längeren Zeitraum kennen lernen. Zu jedem Zeitpunkt ist ein Wechsel in die Ausbildung möglich, auf jeden Fall erwünscht.

2. Welchen Mehrwert und welches Risiko besteht für die Unternehmen? Warum sollten Unternehmen Praktikumsplätze anbieten?

  • Gewinnung von geeigneten Jugendlichen auf Erfahrungsbasis
  • Zielgerichtete Vorbereitung auf die Ausbildung
  • Langzeiterfahrungen mit den Jugendlichen und deren Entwicklung
  • Früherer Einsatz der Auszubildenden in Arbeitsprozessen

Falls es zu Schwierigkeiten im Praktikum kommt, steht das Berufskolleg zur Seite. Da es sich um ein schulisches Praktikum handelt, sind die Jugendlichen versichert. Es fallen keine Lohnkosten an. Jetzt fragen die Unternehmen sich „wo ist das Risiko?“ Ich sehe kein Risiko. Es kann jedoch sein, dass das Unternehmen und die/der Praktikant/-in nicht zueinander finden. Dann unterstützen die Übergangslotsen, die Lehrerinnen und Lehrer. Falls alle Maßnahmen nicht greifen, kann das Praktikum auch beendet werden. Aber: Schöner ist es, wenn das Praktikum beendet wird, weil ein Ausbildungsvertrag geschlossen wurde.

3. Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit mit Unternehmen und Betrieben in Ihrem Unterrichtskonzept, und wie wird diese Partnerschaft effektiv genutzt, um die Ausbildung der Schülerinnen und Schüler zu bereichern?

Die Lernortkooperation wird intensiviert. Lehrerinnen oder Lehrer besuchen die Praktikantinnen und Praktikanten im Betrieb, sie unterstützen durch konkrete berufliche Aufgabenstellung und unterstreichen die Bedeutung des Praktikums durch eine Notenvergabe für das Praktikum. Konkrete Anforderungen des Unternehmens können den Unterricht im Berufskolleg nur bereichern. Wir freuen uns auf den Dialog.

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Leon Büttner

Verfasst von:
Leon Büttner

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