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Die Perspektive der Frauen

Rund 300 Unternehmerinnen kamen zum 10. DIHK-Netzwerktag der Business Women IHK nach München. Das Jubiläumstreffen zeigte eindrucksvoll, wie wichtig Frauen für die Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft sind. In Vorträgen und Diskussionen betonten DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov, DIHK-Vizepräsidentin Kirsten Schoder-Steinmüller und Landtagspräsidentin Ilse Aigner die Bedeutung weiblicher Führung für Wettbewerbsfähigkeit und gesellschaftlichen Fortschritt.

Rund 300 Unternehmerinnen kamen zum 10. DIHK-Netzwerktag der Business Women IHK nach München. Das Jubiläumstreffen spiegelte die bedeutende Rolle von Frauen in der Wirtschaft und für den Ausweg aus der Krise.

So viele Unternehmerinnen in einem Raum, so viel Tatkraft, so viel Erfolg – Helena Melnikov, Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), war begeistert. „Ein seltener Anblick, dass ein Saal bis auf den letzten Platz nur mit Frauen, mit Unternehmerinnen besetzt ist“, freute sie sich. „Ich sage einfach nur wow! Das ist ein Statement.“ Die neue DIHK-Chefin – die erste Frau in diesem Amt überhaupt – betonte: „Lassen Sie uns zusammenarbeiten, uns gegenseitig pushen, Multiplikatorinnen sein und gemeinsam die Krise in Deutschland meistern.“

Die Adressatinnen ihrer Worte waren die rund 300 Business Women IHK, die am 18./19. September aus ganz Deutschland und aus dem Ausland nach München gekommen waren. Sie repräsentierten 64 IHKs, sechs Auslandshandelskammern sowie Unternehmerinnen aus dem Frauennetzwerk der Handelskammer Bozen. Organisiert wurde das Treffen von engagierten Frauen aus der DIHK und der IHK München.

Die bedeutende Rolle von Frauen für die Wirtschaft und die Unternehmerinnen selbst sichtbar zu machen, ihren Einfluss zu stärken, mehr Unternehmerinnen, Gründerinnen und Innovatorinnen für Deutschland zu gewinnen – das ist die zentrale Aufgabe, die sich die Business Women IHK mit ihrem IHK/DIHK-Aktionsplan „Werde Unternehmerin!“ gestellt haben. Denn: Der Frauenanteil an allen Gründungen beträgt nur ca. 30 Prozent. Und mit Blick auf alle Übernahmen bei der Unternehmensnachfolge liegt der Frauenanteil bei nur etwa 20 Prozent.

Die IHK-Organisation stärkt mit diesem Netzwerk somit die Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft.

Bilanz zum Jubiläumstreffen

Seit der Gründung des Netzwerks im Jahr 2014 ist einiges vorangekommen:

  • In 49 IHKs gibt es nun eigene Unternehmerinnennetzwerke und/oder Unternehmerinnenarbeitskreise beziehungsweise -ausschüsse.
  • 45 IHKs beteiligten sich in diesem Jahr an der bundesweiten IHK-Initiative „IHK-Girls’ Day – Ich werde Chefin“, der rund 1.200 Schülerinnen für unternehmerisches Denken und Selbständigkeit sensibilisierte.
  • 38 IHKs nahmen 2025 an einer deutschlandweiten Aktion anlässlich des Internationalen Frauentags mit Veranstaltungen für Frauen zur Existenzgründung und Unternehmensnachfolge teil.
  • Gab es 2014 in den 79 deutschen IHKs fünf Präsidentinnen und vier Hauptgeschäftsführerinnen, sind es heute 14 Präsidentinnen und 18 Hauptgeschäftsführerinnen.

»Damit Deutschland wettbewerbsfähig bleibt, braucht es die Innovationskraft von Unternehmerinnen – in Gründung, Nachfolge, Führung.«

Ambitionierte Pläne für die Zukunft

So dynamisch soll es in Zukunft auch weitergehen. „In den IHK-Vollversammlungen sitzen durchschnittlich 26 Prozent Frauen, in zehn Jahren sollten es auf jeden Fall deutlich mehr sein“, wünschte sich die Schirmherrin der Business Women IHK und DIHK-Vizepräsidentin Kirsten Schoder-Steinmüller am Eröffnungsabend.

Dass in München und Oberbayern sowie in Berlin der Frauenanteil in den Vollversammlungen aktuell bei rund 40 Prozent liegt, ist noch die Ausnahme. Gleiches gilt für die Zahl der Unternehmerinnen: Aktuell werden bundesweit lediglich rund 16 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen von Frauen geführt. Schoder-Steinmüller: „Wir sind an einem Wendepunkt. Damit Deutschland wettbewerbsfähig bleibt, braucht es die Innovationskraft von Unternehmerinnen – in Gründung, Nachfolge, Führung.“

Deshalb seien auch noch mehr IHK-Unternehmerinnennetzwerke nötig, findet IHK-München-Vizepräsidentin Ingrid Obermeier-Osl: „Vernetzung ist das Wichtigste. Einzelunternehmerinnen bis zur Global Playerin kommen dort zusammen, denken nach vorne, motivieren sich und andere, sagen, wo der Schuh drückt, bewegen etwas. Mit dem Aufzeigen von Vorbildunternehmerinnen und Vernetzungsangeboten wie dem bundesweiten DIHK-Netzwerktag der Business Women IHK trägt die IHK-Organisation wesentlich dazu bei, das weibliche Unternehmertum zu stärken.“

Erfolg durch Vernetzung

Vorbildunternehmerinnen sind die beiden Vizepräsidentinnen im Übrigen auch selbst. Schoder-Steinmüller führt das Familienunternehmen Schoder GmbH im hessischen Langen in der dritten Generation. Es stellt Prägewerkzeuge für die Industrie her. Sie schaut stets nach vorn, ist bereit für den Wandel: „Transformation ist für mich kein Fremdwort.“ Ingrid Obermeier-Osl leitet die Franz Obermeier GmbH im oberbayerischen Schwindegg, hat gerade zehn Millionen Euro investiert. „Mutig und entschlossen voran, innovativ und produktiv und gut vernetzt in der IHK ist meine Devise.“

Wie sehr er sich freue, dass die IHK München Gastgeber des Jubiläumstreffen sei, betonte am zweiten Netzwerktag Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern. Sein Credo: „Es bleibt wichtig, Unternehmerinnen sichtbar zu machen, die Starken weiter zu stärken, die Zögerlichen zu ermutigen.“ 

»Mutig und entschlossen voran, innovativ und produktiv und gut vernetzt in der IHK ist meine Devise.«

Melnivok: „Frauen mit Lust auf Aufschwung“

„Die Wirtschaft wächst nun schon im dritten Jahr nicht mehr, die Industrieproduktion ist auf dem niedrigsten Stand seit 2020, die Insolvenzen steigen, jeder zweite Betrieb will abwandern – und dann noch die US-amerikanische Zollpolitik“, betonte Melnikov. „Noch ist Deutschland die drittstärkste Wirtschaftsmacht der Welt, aber die Fassade bröckelt. Statt German Sonderweg müssen wir zurück auf den German Erfolgsweg.“ Die Dynamik im Saal mache sie zuversichtlich: „Die Krise hat kein Geschlecht. Wenn ich hier in die Runde schaue, sehe ich Frauen, die bereit sind, Veränderungen anzuschieben, die Lust auf Aufschwung und Erfolg haben. Frauen mit Ehrgeiz, Schaffenskraft, Innovationsfreude, Spaß am Unternehmerinnentum.“ Sie betonte: „Frauen wissen, wie es ist, unter ungleichen Bedingungen zu kämpfen. Wir sind soweit, dass Frauen vorangehen können.“

»Die Business Women IHK bestehen aus so vielen sehr erfolgreichen Frauen.«

Aigner: „Mit Stolz keine Tradwives“

Frauen spielen in der Wirtschaft eine unverzichtbare Rolle: „Sie haben etwas zu sagen, das Gehör finden müsse“, davon war auch Ilse Aigner, Präsidentin des Bayerischen Landtags, überzeugt. In ihrer Keynote lobte sie das DIHK-Frauen-Netzwerk als vorbildlich. „Die Business Women IHK bestehen aus so vielen sehr erfolgreichen Frauen. Sie übernehmen Verantwortung für Unternehmen. Und für unsere Wirtschaft. Ich freue mich über jede Frau, die den Wirtschaftsstandort voranbringt. Gemeinsam können wir viel erreichen.“ Aigner suchte den Kontrast zur Tradwives-Bewegung, die die Rückkehr zu traditionellen Frauen- und Mutterrollen predigt: „Eine Rolle rückwärts wäre der falsche Weg. Wir sind doch mit Stolz keine Tradwives!“

Mehr Frauen ins Ehrenamt

So war sich die mächtigste Frau Bayerns mit den DIHK-Frauen auch darüber einig, dass es noch mehr Frauen in Politik und Wirtschaft braucht. Sie selbst ist Schirmherrin der Initiative „Bavaria ruft“. Diese soll – insbesondere im Vorfeld der bayerischen Kommunalwahlen 2026 – mehr Frauen gewinnen, sich für die Parlamente, die Stadt- und Gemeinderäte aufstellen zu lassen. Melnikov schloss sich Aigner und Schoder-Steinmüller an: „Damit Deutschland auf den Erfolgsweg zurückkommt, sind die Kompetenz, die Ideen und Perspektiven von Frauen unabdingbar. Wir brauchen mehr Frauen in Führung und als IHK-Organisation mehr Frauen im Ehrenamt. Ich möchte Unternehmerinnen explizit ermutigen, bei IHK-Wahlen zu kandidieren.“

»Wir brauchen mehr Frauen in Führung und als IHK-Organisation mehr Frauen im Ehrenamt.«

Künstliche Intelligenz in der Betriebspraxis

Neben den politischen Diskussionen nahmen die Gäste viele praktische Tipps rund um das aktuelle Megathema „Künstliche Intelligenz – Future Trends & Future Skills“ mit. In einer beeindruckenden Keynote und sechs tiefgehenden Beiträgen ging es um zentrale Aspekte der praktischen KI-Nutzung.

Zum Abschluss ein Blick ins Netzwerk

Wie vielfältig das Engagement der Business Women ist, zeigen ihre Aktivitäten. So adressierten in diesem Jahr 22 Präsidentinnen, Vizepräsidentinnen und Hauptgeschäftsführerinnen aus nahezu allen Bundesländern bei einer Delegationsreise nach Brüssel und Antwerpen die Anliegen der deutschen Wirtschaft gegenüber Spitzen aus der europäischen Politik und Wirtschaft. Organisiert wurde die zweitägige Reise von der DIHK und der AHK DeBeLux.

Mitte Oktober lädt die AHK Chile zu einer weiteren Delegationsreise ein – diesmal zum Thema „Gender/Female Talent in und für die Rohstofflieferkette“. Auch in Ungarn bringt die AHK mit dem Format women@duihk lokale Unternehmerinnen und Führungskräfte zusammen – sowohl bei Veranstaltungen vor Ort als auch bei einer „digitalen Weltreise“ mit anderen AHK-Geschäftsführerinnen und dem Verband der Unternehmerinnen in Deutschland (VdU).

In Deutschland setzen die IHKs Würzburg-Schweinfurt und Aschaffenburg auf Kooperation: Auf Initiative ihrer Präsidentinnen organisierten sie ein standortübergreifendes Unternehmerinnentreffen. Und in Aachen wurde gerade das jüngste Unternehmerinnennetzwerk gegründet – ein weiteres Beispiel für gelebte Vernetzung und Engagement vor Ort.

Nächstes Netzwerktreffen am 1./2. Oktober 2026 in Hannover

Blieb noch das Geheimnis um das Netzwerktreffen im kommenden Jahr 2026 zu lüften. Karin Elsperger, Vizepräsidentin der IHK für München und Oberbayern, übergab den Staffelstab beziehungsweise ein großes, echt bayerisches Lebkuchenherz an Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Hannover. Im Austausch nahm Elsperger die für Hannover typischen Bahlsen-Kekse in Empfang – Herz trifft Keks. Unbedingt jetzt schon vormerken: In den IHKs ehrenamtlich aktive Unternehmerinnen sind zum 11. DIHK-Netzwerktag der Business Women IHK am 1./2. Oktober 2026 in der niedersächsischen Landeshauptstadt herzlich eingeladen.

Autorinnen/Ansprechpartnerinnen:
Julia Arnold, DIHK
Elfriede Kerschl, IHK für München und Oberbayern
Dr. Gabriele Lüke, Wirtschaftsjournalistin

Lara Böckelmann

Verfasst von:
Lara Böckelmann

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