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Bequem, weiblich, lässig – modische Kombinationen bei Mode & Home

„Wer Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“ Immer, wenn Eva Benninghoff das Zitat der verstorbenen Mode-Ikone Karl Lagerfeld hört oder liest, muss sie laut und herzhaft lachen. „Erstens stimmt es überhaupt nicht, zweitens war die Jogginghose in meinem Fall so etwas wie ein Glücksbringer. Wäre sie nicht gewesen, gäbe es das »Mode & Home« nicht und ich wäre nicht so glücklich wie am heutigen Tag“, bringt es die gebürtige Kemptenerin auf den Punkt.

Eine Jogginghose als Glücksbringer

Umso spannender ist ihr persönlicher Werdegang, denn dieser ist eng mit der Entwicklung der Boutique an der Honigsberger Straße 64 in Mülheim-Heißen verknüpft.

Ganz so weit zurückblicken muss Eva Benninghoff in der Tat nicht, wenngleich ihre Erinnerungen noch sehr frisch und lebendig sind. „Ich habe bei der Vorbesitzerin immer meine eigenen Jogginghosen gekauft und wollte an diesem Tag einen Gutschein einlösen. Da eröffnete sie mir, dass dies nur noch bis Ende des Jahres möglich sei, da sie das Lädchen aufgeben möchte. Auch ein Verkauf sei möglich“, blickt Eva Benninghoff zurück. Das war Ende August des Jahres 2017. Nur wenige Tage später öffnete das »Mode & Home« seine Pforten. Eva Benninghoff schloss als neue Inhaberin zum ersten Mal persönlich die Tür auf. „Ich habe den Gutschein gegen ein ganzes Geschäft eingetauscht“, schmunzelt sie. Seitdem ist viel passiert. „Das Lädchen ist seit dem ersten Tag eine Herzensangelegenheit. Das Schöne ist, dass ich diese Leidenschaft nicht allein in mir trage, sondern dass sie auch auf meine Tochter Paula und unsere Mitarbeiterin Sabine übergegangen ist.“

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Vergrößerung des Lädchens auf 80 Quadratmeter

Die drei Frauen haben aus dem einst 45 Quadratmeter großen Verkaufsladen eine trendige Mode-Boutique entwickelt. Und das Glück stand nur wenig später noch einmal Pate: Als die Schneiderin nebenan im Dezember 2019 in den Ruhestand ging, zögerten die drei keine Sekunde und vergrößerten ihre Ladeneinheit auf eine Gesamtfläche von heute insgesamt 80 Quadratmetern. „Das Glück lag da, wir haben einfach nur zugegriffen“, lacht Tochter Paula, die seit ihrem Abitur ebenfalls tagtäglich im Lädchen zu finden ist. Ihr junger Einfluss bildete die perfekte Ergänzung zu dem von ihrer Mutter und Sabine Rüth geprägten Mode-Stil und Lifestyle-Geschmack. Auch ihr merkt man an, dass sie für die Aufgabe brennt. „Natürlich habe ich mich auch schon früh für Mode und Trends begeistert. Heute bin ich es, die Glück dabei empfindet, wenn sich jemand in einem neuen Outfit wohlfühlt und dankbar für die Beratung ist“, so die 18-Jährige. Die Boutique ist an keine der bekannten Mode-Marken gebunden und verfügt über ein sehr breites Stamm-Publikum, das »Mode & Home« regelmäßig Besuche abstattet. „Unsere jüngste Kundin ist elf Jahre alt, die älteste 97. Besonders die betagte Dame ist sehr stilbewusst und gerne bei uns zu Gast“, erzählt Paula Benninghoff stolz.

Mode-Boutique als ein Treffpunkt im Stadtteil –
„Man (…) erfährt etwas über die Sorgen, Nöte und Ängste der Menschen.“

Überhaupt scheint die Mode-Boutique so etwas wie ein Treffpunkt im Mülheimer Stadtteil Heißen zu sein. „Es kommt fast täglich vor, dass sich hier Nachbarinnen oder alte Freundinnen treffen. Sie erkennen sich an der Stimme, selbst wenn eine von ihnen noch in der Umkleide-Kabine steht“, berichtet Sabine Rüth. Auch wird man nicht kritisch angeschaut, wenn man mit Lockenwicklern oder frisch aufgetragener Farbe im Haar im Geschäft steht. „Nebenan ist ein Frisör. Bevor die Damen in der x-ten Illustrierten blättern, um die Zeit zu überbrücken, kommen sie hier stöbern.“ Ganz bewusst haben die drei Frauen ihr Sortiment auf die Damenwelt ausgerichtet, so auch ihre neuste Idee: Anfang 2020 wurde das Lädchen durch die Übernahme des Schneider-Ateliers vergrößert und ein Teil im hinteren Bereich zu einer »AnziehBar« umgestaltet. „Hier finden unsere Kundinnen ein komplettes Ankleidezimmer mit Theke, Bar und Prosecco. Außerdem einen weiteren Showroom. Die Resonanz zeigt, dass den Besucherinnen das Shoppen richtig Spaß macht, auch oder gerade, weil sie den persönlichen Kontakt sehr schätzen. „Wir sind authentisch, ehrlich und immer offen. Hier erleben viele Frauen das, was ihnen in großen Häusern oder Centern fehlt: das Persönliche“, erklärt Eva Benninghoff. „Man ist oft in einem sehr intimen Austausch mit der Kundin, erfährt etwas über die Sorgen, Nöte und Ängste der Menschen. Es ist doch eine besondere Auszeichnung für uns, wenn sie uns diese Dinge anvertrauen. Das macht uns unheimlich stolz.“

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Aktueller Mode-Trend: veganes Leder

Lorem ipsum dolor sit amet, consectetuer adipiscing elit. Aenean commodo ligula Die drei Mode-Expertinnen sind bestens miteinander vertraut und ein gut eingespieltes Team. Und das, obwohl alle von ihnen branchenfremd sind. Während Eva Benninghoff gelernte Sozial-Pädagogin ist und viele Jahre als Fotografin gearbeitet hat, war Sabine Rüth als Arzthelferin tätig. Wohin der Weg von Tochter Paula führen wird, weiß diese noch nicht genau. „Mode-Management klingt interessant. Das Studium wäre in Düsseldorf oder Köln.“ Doch bis es so weit ist, haben alle drei noch viel vor. Neue Ideen zum Thema Nachhaltigkeit und Recycling wachsen. Aktuell geht der Blick aber zu saisonalen Herbst- und Wintertrends. „Styles mit veganem Leder sind gerade sehr angesagt. Leggins, Röcke oder kurze Hosen, dazu eine Strumpfhose und Kleider oder Blazer, all das lässt sich perfekt mit hellen Strick-Pullis kombinieren“, berichtet die junge Frau, die ebenfalls früh ihren persönlichen Stil gefunden hat. „Seit du hier bist, hat sich auch dein Styling verändert. Insgesamt lässt sich aber sagen, dass Mode tatsächlich das Selbstbewusstsein stärkt, egal in welchem Alter“, so ihre Mama Eva. „Und auch heute ist die Jogginghose nicht totzukriegen. Sie lässt sich eben bequem, weiblich und lässig zu vielen Anlässen tragen.“ Da ist sie wieder, die Lieblingshose als Styling-Objekt und nimmermüder Glücksbringer.

Jens Knetsch

Verfasst von:
Jens Knetsch

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