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Ausbildung

Ausbildungsmarkt im Wandel

Was war das für eine schöne, einfache Welt früher: Wer ausbilden wollte, hing ein „Lehrling gesucht“ Schild vor die Tür, meldete den Platz vielleicht noch bei der Arbeitsagentur (oder damals noch beim Arbeitsamt).

Heute sieht die Welt anders aus

Und schon kamen die Bewerbungen. Junge Menschen sprachen artig vor und fragten höflich an, ob sie eine Lehre machen dürften. Ausbildungsbetriebe konnten aus einer Vielzahl gut qualifizierte Schulabgängerinnen und Schulabgängern, die für sie am besten geeigneten jungen Menschen auswählen. Ja, das waren noch Zeiten.

Heute sieht die Welt anders aus: Die berufliche Bildung genießt zwar international nach wie vor einen hervorragenden Ruf, das ändert aber nichts daran, dass national das Interesse immer stärker zurückgeht. Immer weniger junge Menschen streben eine Ausbildung an. Akademische Qualifizierungswege erscheinen jungen Menschen – und ihren Eltern – als attraktiverer Weg. Daran ändert auch die unverändert hohe Zahl an Studienabbrecher nichts.

Für Ausbildungsbetriebe ist es unerheblich, ob diese Entwicklungen sinnvoll ist oder nicht. Wichtig ist, dass man sie nicht übersehen darf. Anders als früher sprechen heute junge Menschen nicht mehr für Lehrstellen vor. Gut qualifizierte junge Menschen wissen, dass sie gefragt sind. Sie können zwischen verschiedenen guten Ausbildungsstellen auswählen. Für Ausbildungsbetriebe sind zwei Dinge wichtig:

  1. Bewerbung der eigenen Ausbildungsplätze: Die Zeiten, als ein Schild am Unternehmen ausreichte, sind lange vorbei. Heute müssen Ausbildungsplätze aktiv beworben und vermarktet werden – z. B. durch die IHK-Lehrstellenbörse und ähnliche Plattformen, Vermarktung im Internet, in sozialen Medien, durch Besuche auf Lehrstellenbörsen und Azubi-Speed-Datings, durch Kooperationen von Schulen, durch den Einsatz von Ausbildungsbotschafter … Die Liste möglicher Aktivitäten ist lang, wichtig ist, dass der Perspektivwechsel vollzogen wird. Wenn Ausbildungsbetriebe gute Azubis bekommen wollen, müssen sie ihre Ausbildungsplätze intensiv vermarkten und nicht auf Bewerbungen junger Menschen warten.
  2. Employer Branding: Was bietet das Unternehmen den Auszubildenden, welche Sozialleistungen und weiteren Leistungen gibt es, wie geht nach der Ausbildung weiter, wie steht es um die Work-Live-Balance, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, wie werden Azubis unterstützt und gefördert. All diese Fragestellungen beschäftigen junge Menschen und beeinflussen die Wahl des Ausbildungsbetriebes. Wichtig ist, die vielen Dinge, die ein Ausbildungsbetrieb für Auszubildende macht, auch aktiv zu vermarkten.

Viele Mitgliedsunternehmen haben uns bereits erzählt, wie sie Auszubildende finden und binden. Alle Artikel finden Sie hier.

Franz Roggemann

Verfasst von:
Franz Roggemann

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