Blumenwiese mit Biene
Unternehmen

Ackerhelden: Herzensprojekte wachsen lassen

„Jeder kann etwas bewegen“, ist sich Tobias Paulert sicher. Birger Brock ergänzt: „Über die Nahrung kann man sich dem Thema Nachhaltigkeit sehr einfach nähern und jeden Tag kann Jede und Jeder von uns eine gute Entscheidung treffen.“

Mit ihrem Unternehmen „Ackerhelden“ verhelfen sie Menschen, Unternehmen und Kommunen zu Anbauflächen mitten in der Stadt.

Auf dem Werksgelände der Stadtwerke Düsseldorf haben die Ackerhelden ein BGM-Projekt mit Mitarbeitenden installiert, bei der Firma Henkel wurden Bio-Hochbeete mittels Mitarbeiterverlosung zugeteilt, auf einer Freifläche zwischen Mehrfamilienhäusern auf der Margarethenhöhe in Essen entstand eine Hochbeetfarm mit Mietergärten für die Anwohnenden und seit vier Jahren unterstützen die Ackerhelden die Stadt Düsseldorf bei dem Projekt „essbare Stadt“ mit über 150 Hochbeeten im ganzen Stadtgebiet, die dieses Jahr um weitere 85 erweitert werden.

Wann die Liebe zur Natur und zum Gärtnern anfing? Tobias Paulert weiß es noch wie heute. „Wir schrieben das Jahr 1986. Ich kam frisch ans Gymnasium und unser Biolehrer bot dort im Rahmen einer Naturwoche an, einen Schulgarten samt Teich anzulegen. Das Projekt hat uns sofort gepackt. Wir Knirpse haben alles organsiert, sogar den Kies bei den Stadtwerken geordert. Das Machen hat uns zusammengeschweißt und so haben Birger und ich uns kennengelernt.“ Die beiden Freunde verloren sich nie aus den Augen, obwohl beide erst einmal beruflich getrennte Wege einschlugen.

»Alles, was wir tun, hat Einfluss auf unser Leben. Als Unternehmen möchten wir auch Verantwortung für das Gemeinwohl übernehmen«

„Mit Ende 30 waren Tobias und ich zwar erfolgreich in unseren Jobs, aber wir wollten gemeinsam etwas Sinnhaftes auf die Beine stellen.“ Freunde und Familie machten sie auf das, was für beide immer selbstverständlich war, aufmerksam: Sie zogen schon lange eigenes Gemüse und hatten sich bereits reichlich Wissen darüber angeeignet, das sie gut und gerne weitergaben. Die grobe Geschäftsidee der „Ackerhelden“ war geboren.

Sie passen bis heute in keine Schablone. Mit mittlerweile sieben festen Mitarbeitern und bis zu 60 Saisonkräften entwickeln und verwirklichen die Ackerhelden Urban-Gardening-Konzepte.

De facto ist ihre Arbeit ein Mix aus Landwirtschaft, Landschaftsgärtnerei, Betriebliches Gesundheitsmanagement, Wissensvermittlung, Vermietung, Weiterbildung und Coaching. Sie sind in 49 Städten in Deutschland und Österreich mit Firmen- und kommunalen Projekten im Einsatz. Zusätzlich vermieten sie an 18 Standorten in Deutschland und vier Standorten in Österreich insgesamt 2.000 Mietgärten. Und ihr gemeinnütziges Bildungsprojekt „Ackerhelden machen Schule“ führen sie jährlich an circa 70 Kindertagesstätten und Schulen durch.

Ackerhelden - beide Geschäftsführer

„Wenn ein Unternehmen auf uns zukommt, besprechen wir die Wünsche und Herausforderungen und erstellen dann ein passgenaues Konzept. Gerade jetzt, nach Corona, suchen viele Möglichkeiten, ihre Mitarbeiter wieder mehr ans Unternehmen zu binden, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, weiß Tobias Paulert zu berichten.“ Birger Brock ergänzt: „Da ist das Gärtnern und Ernten im Team eine tolle Möglichkeit“. Auch das Thema Nachhaltigkeit, spielt natürlich eine große Rolle. Mit begrünten Flächen lässt sich das optisch besser transportieren und die Glaubwürdigkeit erhöhen Und da die beiden Firmengründer als Hobbyköche wissen, wie wichtig Qualität beim Essen ist, ist ihr Unternehmen bio-zertifiziert.

Als die Ackerhelden 2012 ihr Unternehmen starteten, haben sie erste Mietgärten an Schulen und Kitas verschenkt. Tobias Paulert: „Alles, was wir tun, hat Einfluss auf unser Leben. Als Unternehmen möchten wir auch Verantwortung für das Gemeinwohl übernehmen.“ Als die Anfragen wuchsen, schufen die Ackerhelden mit „Ackerhelden macht Schule“ eine gemeinnützige Organisation, für die sie immer Fördernde, Spenden und Sponsoren suchen. Birger Brock ergänzt: „gerade für Kinder ist das Arbeiten in der Natur so wichtig zum Begreifen und Verstehen. Der Klimawandel wird hautnah erlebt, wenn das Beet trocken bleibt.

Pflanzkästen

Und beim Anbauen und Ernten lässt sich viel über Nahrung und Konsum lernen“. Tobias Paulert ist die Arbeit mit Kindern auch sehr wichtig. Ebenso wie Inklusions- und Migrationsprojekte. Er schwärmt: „Bei einem Gardening-Projekt können sich plötzlich die Rolle umkehren, weil geflüchtete Menschen vielleicht mehr Erfahrung mit Landwirtschaft haben und als Spezialisten Lob und Ansehen genießen.“ Und so ist es auch das positive Feedback, das die beiden und ihr Team immer wieder motiviert. „Wir bin sehr stolz darauf, dass wir uns hier, auf Zollverein, eine Oase geschaffen haben. Als Kinder haben wir schon auf dem Gelände gespielt. Heute wächst hier Gemüse, es gibt Schmetterlinge und die Natur erobert sich Fläche zurück. Das wollen wir allen Menschen in Städten schenken, ein Zurück zur Natur, wenn auch nur im Kleinen.“

Unsere Nahrung – ein wertvolles Gut

Allein in Deutschland werden jedes Jahr rund 11 Millionen Tonnen Lebensmittel insgesamt verschwendet. In Privathaushalten landen rund 78 Kilogramm pro Kopf und Jahr im Müll.
Quelle: Deutsche Welthungerhilfe

In den vergangenen Jahren ist in Deutschland der Anteil von Bio-Lebensmitteln am gesamtem Lebensmittelumsatz stetig gestiegen. Im Jahr 2022 lag der Marktanteil von Bio-Lebensmitteln bei rund sieben Prozent. Damit fügt sich die Marktentwicklung Deutschlands in den globalen Trend ein.
Quelle: Statistika

Im Vergleich mit den europäischen Nachbarn geben die deutschen Haushalte mit einem Anteil von 10,8 Prozent weniger für Essen und Trinken aus als der EU-Durchschnitt (12,1 Prozent).
Quelle: Statistika/2019

Weitere Informationen

www.ackerhelden.de

Simone Stachelhaus

Verfasst von:
Simone Stachelhaus

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