Unsere Themen

3 Fragen an die IHK-Präsidentin

Interview mit Jutta Kruft-Lohrengel

1. Wer ist die Person hinter der IHK-Präsidentin?

Die Person Jutta Kruft-Lohrengel ist zum einen mit Leib und Seele Unternehmerin, auch wenn es in diesen Tagen nicht unbedingt leicht ist und wir uns alle nach ein Stück Normalität sehnen. Dennoch macht es Spaß, mit Menschen zusammen Ideen zu entwickeln und weiter zu verfolgen, Entscheidungen treffen zu können und Ziele zu erreichen. Vor allem das Thema Ausbildung ist mir ein besonderes Anliegen, die „richtigen“ Azubis für den Betrieb zu gewinnen und mit den jungen Leuten die Zukunft ein Stück weit gestalten zu können, ist eine erfüllende Aufgabe. Dazu trifft man so ganz praktisch Vorsorge gegen den Fachkräftemangel.

In meinem Privatleben interessiere ich mich für Kunst und Kultur, reise gerne mit meinem Mann zu Nahzielen und in ferne Länder, komme aber ebenso gerne wieder zurück ins Ruhrgebiet, meine Heimat. Auch wenn meine Haare schon grau sind, bin ich noch neugierig aufs Leben, lache bevorzugt, statt mich zu ärgern (Letzteres ist manchmal unumgänglich) und bin großer Fan des Ehrenamtes, das Amt der IHKPräsidentin ist da nicht das einzige in meinem Leben.

Dazu spielt die Familie eine große Rolle, mein Mann und ich genießen es sehr, Großeltern sein zu dürfen. Was sich die ganzen Jahre über nicht verändert hat: Ich höre immer noch gerne laute (Pop-)Musik und fahre nach Möglichkeit schnell Auto – auch wenn es nicht mehr ganz in die Zeit passt.

»Vor allem das Thema Ausbildung ist mir ein besonderes Anliegen…«

2. Was ist Ihnen aus den letzten fünf Jahren
besonders in Erinnerung geblieben?

Da ist zum einen die Pandemie, die unser aller Leben innerhalb kürzester Zeit auf den Kopf gestellt hat. Stolz habe ich beobachtet, wie beherzt die Mitarbeitenden meiner IHK die Aufgabe angenommen haben und ganz im Sinne des Claims „Partner der regionalen Wirtschaft“ für die Frage- und Hilfesuchenden da war, fast rund um die Uhr.

Wie die Wirtschaft mit den Anforderungen und Auswirkungen zurechtkommen musste, sich immer wieder auf neue Regeln einstellen sollte und am Ende durch das Zutun Vieler und extrem viel Geld, die große Welle der Insolvenzen doch ausgeblieben ist, verdient Anerkennung und Respekt. Dass mancher Gastronom dennoch seinen Betrieb zu- und nicht wieder aufgeschlossen hat, ist mir dabei nicht verborgen geblieben.

Weiter ist die Nachfolgesuche für unseren ausgeschiedenen Hauptgeschäftsführer Dr. Gerald Püchel eine prägende Erinnerung. In unserer sechsköpfigen Findungskommission aus Präsidium und Vollversammlung haben wir konstruktiv und harmonisch zusammengearbeitet und am Ende nach einem viel längeren Prozess als gedacht Kerstin Groß als neue Stelleninhaberin gewinnen können. Ich habe diese Aufgabe als fordernd und mit großer Verantwortung für unsere Kammer verknüpft empfunden und gehofft, die richtige Entscheidung treffen und die beste Nachfolge finden zu können. Das Resultat spricht für sich.

Als letzten Punkt will ich nennen: Ich bin verblüfft, wie schnell die Digitalisierung voranschreitet und unser wirtschaftliches Leben beeinflusst. Vor der Pandemie hätte ich mir nicht vorstellen können, wie oft ich mich in Videokonferenzen wiederfinden würde und dass dies trotz aller technischen Rückschrittlichkeit Deutschlands auf diesem Gebiet doch ganz ordentlich funktioniert hat. Die Schattenseite ist die hohe Verletzlichkeit durch Cyberangriffe, die uns Opfer hilflos und wütend macht, vom wirtschaftlichen Schaden ganz zu schweigen. Ja, Schutzmaßnahmen vor diesen Angriffen sind teuer, doch noch teurer ist es, wenn der Übergriff gelingt.

»…unsere Organisation lebt vom Ehrenamt, in der Vollversammlung, in den Ausschüssen, im Prüfungswesen.«

3. Was wünschen Sie sich für das wirtschaftliche Ehrenamt für die kommenden Jahre?

Zuerst einmal wünsche ich mir, dass in unserer Gesellschaft ehrenamtliches Engagement auch in der Wirtschaft als solches anerkannt wird.

Der Begriff Ehrenamt wird meist mit sozialem Engagement verknüpft (welches auch enorm wichtig ist), aber unsere Organisation lebt vom Ehrenamt, in der Vollversammlung, in den Ausschüssen, im Prüfungswesen. Damit ist die Selbstverwaltung der Wirtschaft erst möglich. Und das verdient m. E. auch Anerkennung.

Für die anstehende Vollversammlungswahl in unserer IHK im Herbst wünsche ich mir erst einmal viele Menschen, die bereit sind, sich in den jeweiligen Wahlgruppen zur Wahl zu stellen. Und wenn das Ergebnis der Wahl dann feststeht und die neue Vollversammlung sich konstituiert hat, erhoffe ich mir engagierte Parlamentarier und Parlamentarierinnen, die zum Wohl der regionalen Wirtschaft fünf Jahre die Geschicke unserer IHK mit Einsicht und Weitsicht gestalten und lenken. Und dass sich die Vielfalt unseres wirtschaftlichen Lebens in der Zusammensetzung der Vollversammlung wiederfindet, dass Diversität im besten Sinne auch bei uns anzutreffen ist.

Ganz persönlich: Falls ich in die Vollversammlung wiedergewählt werde, stelle ich mich gerne für eine dritte Amtszeit als IHK-Präsidentin dem Gremium zur Wahl.

Josephine Stachelhaus

Verfasst von:
Josephine Stachelhaus

Zur Artikelübersicht

nach oben